Bundespräsident Fischer besucht die Grenzregion. | Hoffnung auf Ende des Atomprogramms. | Seoul. Als der stellvertretende Außenminister der Republik Korea, Chun Yung-woo, als Leiter der südkoreanischen Delegation im Februar über die Bedingungen beriet, unter denen Nordkorea sein Atomprogramm aufgeben würde, schien noch alles einfacher. Es geht um 25 Millionen Dollar auf einem nordkoreanischen Konto bei einer Bank in Macao, das einst auf Betreiben der Amerikaner gesperrt worden war. Am 13. Februar wurde bei den Sechs-Staaten-Gesprächen in Peking die Freigabe als kleiner Teil des umfassenden Abkommens vereinbart.
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Nun spießt es sich aber. Der kommunistische Staat hat die Summe immer noch nicht; Chun attestiert ihm eine "klare Position - die heißt: Zeigt uns das Geld". Nordkorea ließ deswegen die Fortsetzung der Sechsergespräche platzen. "Die technischen Probleme" liegen offenbar bei der "Bank of China", die die Überweisung tätigen sollte, aber nicht wollte. Zehn Tage sind noch Zeit. Dann läuft die Frist von 60 Tagen ab, in der die Bedingungen für die Einstellung des Atomwaffenprogramms Nordkoreas erfüllt sein sollen.
Für die Führung in Pjöngjang geht es um weit mehr als die relativ bescheidene Summe auf ihrem Konto, glaubt Chun. Vielmehr soll mit der Überweisung demonstriert werden, dass man dem Regime dieselben Transaktionen und Beweglichkeit auf den Finanzmärkten zugesteht wie allen anderen Ländern. Dass dies nicht geschieht, stärkt das tief verwurzelte Misstrauen. "Die Nordkoreaner vertrauen niemandem", meint der Delegationsleiter.
Unwirtliche Grenze
zwischen zwei Welten
Dies zeigte sich auch, als Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer am Dienstag die entmilitarisierte Zone an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea besuchte. Sofort eilten zwei nordkoreanische Offiziere zu der Demarkationslinie. Die Delegation des Staatsgastes wurde neugierig durch das Fernglas betrachtet und fotografiert, die Besucher ihrerseits fotografierten die Soldaten.
Hier in Panmunjon am 38. Breitengrad wurde 1953 der Waffenstillstand unterzeichnet, der den Korea-Krieg beendete. Die damit besiegelte Zweiteilung der Halbinsel gilt bis heute, Friedensvertrag gibt es keinen. Die äußersten Vorposten in der "Joint Secutity Area" sind auf beiden Seiten mit gewaltigen Betonbauten bewehrt - im Süden ein kühl-modernes Beton-Glas-Gebilde jüngeren Datums, im Norden ein stalinistisch-klassizistischer Klotz. Die Nordkoreaner und die US-Soldaten, die im UNO-Auftrag die Grenze bewachen, sind nur wenige Meter voneinander entfernt.
Diese unmittelbare Nähe macht den Bundespräsidenten besonders betroffen. Der eiserne Vorhang, der einst Europa trennte, sei nicht vergleichbar mit der Rigidität dieser Grenze, die ein Land mit Jahrhunderte langer Tradition chirurgisch in zwei Teile trennt, meint Fischer. Laut seiner Einschätzung bleibt Südkorea keine andere Wahl, als den Weg der Entspannung, der von Präsident Kim Dae Jung 1977 begonnen und von seinem Nachfolger Roh Moo-hyun fortgesetzt wurde, weiter zu gehen - selbst dann nicht, wenn die Opposition im Hinblick auf die Präsidentschaftswahlen Ende des Jahres einen härteren Kurs propagiert.
Pjöngjang kämpft um seine Existenz
Ähnlich sieht dies Vizeaußenminister Chung. Es werde zwar noch lange dauern, aber das Abkommen von Peking sei ein erster, enorm wichtiger Schritt inklusive exakter Zeitpläne gewesen, um Nordkorea das Abgehen von seinem Atomkurs schmackhaft zu machen. Der Plan beruht für ihn auf drei Füßen: Auf den direkten Verhandlungen zwischen den USA und Nordkorea, das sich von ihnen bedroht fühlt; auf der multilateralen Kooperation, um der ganzen Region Sicherheit und Stabilität zu verleihen; und schließlich auf der Herstellung eines Friedenszustandes zwischen Nord- und Südkorea. "Wir wollen Nordkorea keine Entschuldigung dafür bieten, zum Nuklearprogramm zurückzukehren", sagt Chung.
Der Frieden zwischen Nord und Süd müsse auch durch einen Vertrag besiegelt werden. Voraussetzungen dafür: Er darf die Teilung der Halbinsel nicht für ewig festlegen; und Nordkorea muss die nukleare Abrüstung umsetzen. Chung glaubt aber nicht, dass Pjöngjang wieder zurückweicht. Der Staat kämpfe um seine Existenz, meint er, Nuklearwaffen würden da nicht helfen, sondern nur wie eine Versicherung wirken. Und für diese Versicherung kann es sich die Prämien nicht leisten.