Raketenstart zeigt fehlende Koordination zwischen Militär und Politik.
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Seoul/Tokio. Nordkoreas Politik gibt wieder einmal Rätsel auf: Laut japanischem Medienbericht am Donnerstag hat Pjöngjang mit dem Auftanken der Langstreckenrakete für deren umstrittenen Start Mitte April begonnen. Auf den Raketenstart verzichtete das international isolierte Regime aber nach US-Leseweise im vergangenen Monat und erklärte sich zur Aussetzung seines Atomprogramms bereit.
Diesen Widerspruch sieht Rüdiger Frank, Nordkoreaexperte an der Uni Wien, in einer nicht koordinierten Politik: "Die vom Militär geplanten Vorbereitungen auf den Raketenstart haben sicher früher begonnen als die vom Außenministerium geführten Gespräche mit den USA." Warum keine bessere Abstimmung erfolgte, sei ebenso unklar wie die Rolle des seit Ende 2011 amtierenden Machthabers Kim Jong-un.
Mithilfe einer Trägerrakete soll nach Angaben Nordkoreas ein für zivile Zwecke gedachter Satellit ins All gebracht werden. Landwirtschaftliche Erträge und natürliche Ressourcen sollen dadurch besser eingeschätzt werden. "Keine komplette Lüge", schätzt Frank: Nordkorea habe derzeit keinen Zugang zu Satellitenbildern. Anbauflächen für Reis oder Mais könnte der planwirtschaftlich organisierte Staat somit besser eruieren.
Die USA zogen nun aus Protest die in Aussicht gestellte Lieferung von 240.000 Tonnen Nahrungsmittel zurück. Eine schmerzliche Folge, aber "keine Frage von Leben oder Tod", so Frank: Der jährliche Bedarf liege demnach bei rund fünf Millionen Tonnen, bis zu 4,5 Millionen könne Nordkorea selbst produzieren. Zudem würden die Nahrungsmittel im Frühjahr benötigt, die US-Lieferung wäre aber frühestens im Sommer eingetroffen.
Japanische Quellen rechnen mit dem Start der Rakete am 12. oder 13. April. Damit verstoße Nordkorea gegen die UNO-Resolution 1874 vom Juni 2009, die Pjöngjang den Start ballistischer Raketen untersagt, so die internationale Kritik.