Das Jahr 1998 brachte für die Weltenergiemärkte gravierende, zum Teil unerwartete Veränderungen: Erstmals seit 1982 kam es zu einem Rückgang des weltweiten Energiebedarfs und auch · vor allem | wegen gesunkenem Kohleeinsatzes · des CO2-Ausstoßes. Die Ölmärkte erlebten mit dem Fall der Preise auf den tiefsten Stand seit 25 Jahren ein wahres Krisenjahr.
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Als Schlüsselfaktoren hinter der Stagnation ortete BP Amoco-Chefvolkswirt Ian McCafferty am Dienstag in Wien bei der Präsentation der 48. "BP Amoco Statistical Review of World Energy" neben
zyklischen Faktoren wie der warmen Witterung, der Wirtschaftskrise in Asien und Rußland auch einige längerfristige strukturelle Faktoren: "Wir könnten es 1998 mit den ersten Anzeichen für einen
langfristigen Wandel der Energiemärkte zu tun haben".
Um marginale 0,1% auf 8.477,4 Mill. Tonnen Öläquivalent fiel der weltweite Energieeinatz im Vorjahr · das schwächste "Wachstum" seit 16 Jahren. Aber, noch signifikanter für McCafferty: "Es gab einen
scharfen Rückgang bei der Energieintensität der Weltwirtschaft · das ist die pro Einheit des nationalen Einkommens eingesetzte Energie". Besonders bemerkenswert ist für ihn dabei das Nullwachstum des
US-Energiebedarfs angesichts der Stärke der US-Wirtschaft, die um 3% wuchs. Der zweite Faktor war China: Dort ging der gesamte Primärenergieeinsatz um 3,2% zurück - dies allein entsprach einem
Rückgang des Weltbedarfs um 0,3% · trotz eines hohen Wirtschaftswachstums von 7,8%. Um nennenswerte 5,2% fiel der chinesische Kohleeinsatz. Gründe dafür findet BP Amoco im Wandel von
energieintensiver Schwerindustrie zu anderen Industrien mit weniger Energiebedarf und Dienstleistungen sowie in der wachsenden Energieeffizienz. Auch die Stromerzeugung verlagert sich zu Anlagen mit
höheren Wirkungsgraden (Atom- und Wasserkraftwerke).
In den OECD-Ländern, auf die fast 60% des Weltenergiekonsums entfällt, fiel der Bedarf um 0,2%, in Europa hingegen wuchs er um 0,2%. Den Ausschlag für das schwache Wachstum gab zum einen der warme
Winter in den nördlichen Ländern, zum anderen der Bedarfsrückgang in Mittel-und Osteuropa. So nahm etwa der Energieeinsatz Rumäniens um 11,9% ab. Am anderen Ende der europäischen Skala lag Portugal
mit einem Zuwachs um 10,7%, gefolgt von Irland mit plus 7,5% und Spanien mit 5,7%. Österreich liegt mit plus 2% ebenfalls unter den Energie-Wachstumsländern.
Gewachsen ist der Energieeinsatz - betrachtet nach Regionen - am stärksten in Afrika mit plus 3,3%. Allerdings entfallen nur 3,1% des weltweiten Energiebedarfs auf diesen Kontinent. Zum Vergleich:
Deutschland allein nutzt 4% der Welt-Primärenergie, Österreich 0,3%.
Die globalen Kohlenstoff-Emissionen fielen erstmals seit 1992, und zwar um fast 0,5% - "eine frühzeitige Stabilisierung scheint weiterhin sehr unwahrscheinlich, auch wenn der Trend von plus 2% pro
Jahr, von dem wir früher ausgegangen sind, gebrochen ist."