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Norwegen aus der Idylle des Wohlfahrtsstaates gerissen

Von Georg Friesenbichler

Europaarchiv

Reichtum erlaubt, der EU fernzubleiben. | Rot-Grün regiert das Land.


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Oslo. Bis Freitagnachmittag richteten sich die Augen Norwegens auf das gleiche Ziel wie der Rest Europas: Auf den Zustand des Euro. Denn im Land wird immer noch über einen Beitritt zur EU diskutiert, obwohl sich die Bevölkerung schon bei zwei Gelegenheiten, 1972 und 1994, gegen einen Beitritt zur europäischen Gemeinschaft ausgesprochen hat. Mit den jüngsten Entwicklungen in der Euro-Zone ist eine eventuelle Annäherung indes in weite Ferne gerückt.

Momentan hat die Mitte-rechts-Regierung von Ministerpräsident Jens Stoltenberg aber andere Sorgen - und die Norweger haben einiges von ihrer traditionell legeren Art verloren. Erleichtert wird ihr lockerer Lebensstil durch einen der höchsten Lebensstandards der Welt, der wiederum auf die die gewaltigen Erdölvorkommen vor der Küste zurückzuführen ist, die in den 1960er Jahren entdeckt worden waren. 40 Milliarden Dollar fließen dadurch jährlich in die Staatskassen.

Die politischen Debatten drehen sich vor allem darum, wie dieses Geld zu verwenden wäre. Der aus einer Politikerfamilie stammende Premierminister Jens Stoltenberg vertritt dabei die klassisch sozialdemokratische Linie eines starken Wohlfahrtsstaates. Er steht seit 2005 dem Novum einer einer rot-grünen Koalition vor, in der auch die die sozialistische Linkspartei und die Zentrumspartei beteiligt ist. Das Zentrum, aus einer Bauernpartei hervorgegangen und zuvor konservativer Koalitionspartner, spielt dabei den grünen Part.

Staatsoberhaupt der konstitutionellen Monarchie ist Harald V., dessen Großvater - der zum norwegischen Monarchen gewählte Prinz Carl von Dänemark - 1905 nach Oslo kam, um dort als König Haakon VII. vereidigt zu werden. Im August 1905 hatte eine deutliche Mehrheit der Norweger in einem Plebiszit für die Beendigung der Union mit Schweden gestimmt. Der nächste König wird wieder Haakon heißen - der Sohn von Harald und Königin Sonja, der Kronprinz ist, trägt den traditionellen Namen.