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Norwegens heftige Israel-Debatte

Von WZ-Korrespondent Thomas Berg

Politik

Kritik des Gaarder polarisiert. | Schriftstellers Jostein Gaarder polarisiert. | Oslo. Der norwegische Autor Jostein Gaarder, Autor von "Sophies Welt", hat eine heftige Debatte ausgelöst. In einer Kolumne in der Osloer Zeitung "Aftenposten" sprach er dem Staat Israel das Existenzrecht ab.


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"Wir erkennen den Staat Israel nicht mehr an", schrieb der Autor unter dem Titel "Gottes auserwählte Volk". Darin warf er Israel vor, wie einst das südafrikanische Apartheidregime Rassismus zu betreiben. Israel begehe - wie auch Hamas und Hisbollah - Terroranschläge gegen die Zivilbevölkerung. Es vertreibe im Libanon Bevölkerungsgruppen und entführe in Palästina gewählte Mitglieder des Parlaments und der Regierung. Israel erlebe derzeit sein Soweto - 1976 hatte die blutige Niederschlagung einer Demonstration im Johannesburger Vorort Soweto die Endzeit des Apartheidregimes eingeleitet. "Der Staat Israel in seiner bisherigen Form ist Geschichte." Er werde nur noch in Frieden leben können, wenn er selber die Waffen niederlege. Trotz seiner harschen Kritik bezeichnet sich Gaarder als Freund der Juden.

Das schlimmste seit "Mein Kampf"

Gaarders Kolumne stieß in der norwegischen Öffentlichkeit weitgehend auf Ablehnung. "Wenn wir solche Freunde haben, brauchen wir keine Feinde", antwortete darauf die jüdische Journalistin Mona Levin. "Diese Kolumne ist das schlimmste, was ich seit Hitlers Mein Kampf´ gelesen habe." Gaarder greife alle Juden in der Welt an, nicht nur Israel.

Auch die Zeitungsleser selbst reagierten heftig auf die Kolumne. Allein in "Aftenposten" meldeten sich bisher mehr als tausend Leser zu Wort. Einige warfen Gaarder vor, die antisemitische Sprache der 30er und 40er Jahre zu gebrauchen.

Gaarder selbst zeigte sich erschrocken über die Heftigkeit der Reaktionen. Er habe niemanden verletzen wollen. Doch von nun an werde er schweigen.