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So einfach stellt sich also Sepp Blatter aus seinem schmucken Glaspalast in Zürich die große, raue Welt des Fußballs vor. Eine Welt, in der es keinen Rassismus gibt, und wenn es zu solchen Äußerungen zwischen den Spielern komme, meint er, sei die Sache mit einem Handschlag danach erledigt. Die Briten reagierten, von Rio Ferdinand angefangen ("so herablassend, dass es lachhaft ist") über David Beckham ("ungeheuerlich, nicht gut für den Sport") über die Spielergewerkschaft bis zum Sportminister, alles andere als amused und forderten Blatter zum Rücktritt auf. Der war sehr überrascht über die Entrüstung, war ja alles nicht böse gemeint, alles nur ein Missverständnis, wie er in einem Statement, garniert mit einem Foto von ihm und dem südafrikanischen Politiker Tokyo Sexwale, betont. Sexwale war ebenfalls wenig begeistert über die Aussagen, spricht Blatter aber immerhin vom Verdacht frei, selbst ein Rassist zu sein. Aber das ist gar nicht der Punkt. Es ist jener eh nicht so gemeinte Alltagsrassismus, mit dem das Übel beginnt. Und wenn der weltoberste Fußballfunktionär ihn verharmlost beziehungsweise quasi-legitimiert, wäre das tatsächlich ein Rücktrittsgrund.