Zum Hauptinhalt springen

Not an der Frau? Dorfhelferin kommt

Von Regine Bohrn

Wirtschaft
Die Dorfhelferin übernimmt alle Arbeiten, die in einem Bauernhof anfallen.
© Müller-Reinwein

| Den Beruf der Dorfhelferin gibt es lediglich in Niederösterreich.
| 2010 wurden 416 Einsätze geleistet.
| Arbeit reicht von Einsatz im Stall bis zur Kinderbetreuung.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien.  Bäuerinnen können von einem längeren Krankenstand oder Mutterschutz nur träumen. Aufgrund der Arbeit, die am Bauernhof zu verrichten ist, ist es nicht möglich, mehrere Tage oder Wochen fernzubleiben. Was geschieht aber, wenn eine Landwirtin krankheitsbedingt oder aufgrund einer Geburt ausfällt? Im besten Fall übernimmt ihr Mann ihre Tätigkeiten oder jemand aus der Familie oder dem Bekanntenkreis erklärt sich bereit, ihre Aufgaben zu übernehmen. Findet sich aber niemand, der bereit ist, die Landwirtin für einen längeren Zeitraum zu ersetzen, kann eine Dorfhelferin angefordertet werden.

"Wir als Dorfhelferinnen übernehmen die Tätigkeiten der Bäuerinnen, damit die Bewirtschaftung fortgeführt werden kann und die Lebensqualität am Bauernhof erhalten bleibt", sagt Monika Schadenhofer, die die Einsätze der Dorfhelferinnen koordiniert.

Im Moment gibt es 32 Frauen, die als Dorfhelferinnen arbeiten – neun weitere werden gerade in der landwirtschaftlichen Fachschule Gießhübl ausgebildet. Tätig sind die Frauen dabei einzig und allein in Niederösterreich. Das Angebot sei eine "Sozialleistung des Landes", erklärt Markus Schneider von der niederösterreichischen Landarbeiterkammer im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

In Summe haben die Dorfhelferinnen im Vorjahr 416 Einsätze absolviert. In der Regel sollte die "Ersatz-Bäuerin" nicht länger als vier Wochen in einem Betrieb tätig sein. Eine Verlängerung sei in Einzelfällen mit begründetem Antrag allerdings möglich.

Land und Versicherung schießen Geld zu
Der Einsatz der Dorfhelferin umfasst notwendige Arbeiten, die üblicherweise in Haus, Hof und Garten anfallen. Dazu zählen etwa die Führung des Haushaltes, die Betreuung der Kinder und Kranken, Mithilfe bei Stallarbeit und Außenarbeiten wie etwa der Milchtransport zur Milchsammelstelle oder die Mitarbeit bei der Heuernte.

Die Kosten, die für die "Ersatz-Bäuerin" anfallen, sind für den Bauernhof relativ überschaubar. Ein zehnstündiger Arbeitstag, der wegen der Geburt eines Kindes verrichtet wird, kostet der betroffenen Landwirtschaft 25 Euro. Bei einem Sozialeinsatz gibt es hingegen keine fixen Kosten, da sie sich nach dem Einheitswert richten. Bei einem Einheitswert bis 4000 Euro sind etwa 21 Euro für einen zehnstündigen Arbeitstag zu bezahlen, während Betriebe mit einem Einheitswert von mehr als 60.000 Euro 91 Euro auf den Tisch legen müssen.

Die Summen, die die Bauernhöfe für die Dorfhelferin zahlen, spiegeln aber nicht das reale Einkommen der Frauen wider, da das Land Niederösterreich einen Zuschuss leistet. Laut Schadenhofer sieht das Landesbudget aktuell 1,2 Millionen Euro für die Dorfhelferinnen vor. Werden die Frauen für einen Sozialeinsatz beantragt, bekommen die Betriebe zusätzlich auch noch Geld von der Sozialversicherung zurück. Angestellt sind die Dorfhelferinnen beim Land Niederösterreich und verdienen laut Schadenhofer so viel wie Landesangestellte.

Zivildiener ersetzen den Betriebsführer
Neben den Dorfhelferinnen, die die Bäuerin ersetzen, gibt es in Niederösterreich auch die Möglichkeit, einen Zivildiener als Unterstützung anzufordern. Dieser ersetzt dann aber den Betriebsführer, wenn dieser einen schweren Arbeitsunfall hatte oder wegen einer lang andauernden Krankheit nicht arbeitsfähig ist. Angefordert kann der Zivildiener auch werden, wenn der Betriebsführer verstorben ist.

Der "Ersatz-Landwirt" darf allerdings nur dann arbeiten, wenn es keine weitere geeignete Arbeitskraft am Hof gibt, die die Arbeit des ausgefallenen Bauers erledigen kann. Eine weitere Voraussetzung ist, dass die Betriebsnachfolge gesichert sein muss.