Um Griechenland zu helfen, hat die Europäische Zentralbank zu ungewöhnlichen Mitteln gegriffen. Schließlich kaufte sie bislang nur die besten Staatsanleihen. Der Kauf der griechischen Papiere brachte die Notenbanker denn auch unter Beschuss. Axel Weber, Chef der Deutschen Bundesbank und selber EZB-Ratsmitglied, sprach von "erheblichen stabilitätspolitischen Risiken" und kritisierte den riskanten geldpolitischen Schwenk.
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In ihrem aktuellen Monatsbericht schildert die EZB ungewohnt dramatisch, wie kritisch die Situation Anfang Mai 2010 war. An manchen Märkten sei die Situation sogar schlimmer gewesen als nach dem Crash der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008. Nur das Eingreifen der EZB habe Anfang Mai das Schlimmste verhindert, schreibt die Zentralbank in ihrem Juni-Bericht.
Die Notenbanker müssen so dick auftragen, um ihr Einschreiten im Nachhinein zu rechtfertigen, könnte man jetzt meinen. Doch wie aus dem Monatsbericht weiter hervorgeht, spricht vieles dafür, dass der große Crash tatsächlich zum Greifen nahe war. Verkaufswelle an den europäischen Börsen, Rekord-Transaktionen auf den Devisenmärkten, und auch der Interbankenmarkt wankte: Ein Kollaps des Kreditflusses und der sich gerade von der Rezession erholenden Konjunktur in der Eurozone war zu befürchten.
Es war also gerechtfertigt, die Krisenfeuerwehr zu spielen. Dennoch sind damit noch lange nicht alle Probleme aus der Welt geschaffen. Die Banken trauen einander nach wie vor nicht - das sieht man daran, dass sie so viel Geld bei der EZB bunkern wie nie zuvor.