Das Ergebnis der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) ist im vergangenen Jahr von 1,51 Mrd. um die Hälfte auf 713 Mill. Euro zusammengeschmolzen. Die Ursachen: Das niedrige Zinsniveau, der schwache Dollar und geringere Erträge aus Beteiligungen. "Außerdem konnten keine weiteren gewinnbringenden Goldverkäufe mehr getätigt werden", sagte OeNB-Gouverneur Klaus Liebscher gestern in der Bilanzpressekonferenz.
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Nach den sensationellen Rekordgewinnen der Jahre davor seien nun realistischere Erwartungen für die Zukunft zu treffen, so OeNB-Gouverneur Klaus Liebscher. Überraschend kam die Gewinnhalbierung nicht. Liebscher hatte schon vor einem Jahr einen deutlichen Ertragsrückgang für 2003 angekündigt.
An den Bund fließen heuer rund 666 Mill. Euro (423,3 Mill. Euro Gewinnanteil und 242,3 Mill. Euro Körperschaftsteuer). Im Jahr davor waren noch 1,415 Mrd. Euro an den Finanzminister überwiesen worden.
In den fünf Jahren seit Beginn der Währungsunion hat die OeNB 6,4 Mrd. Euro oder jährlich 0,6% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) an Gewinnen und Körperschaftsteuer abgeführt. In den kommenden Jahren werde sich der Bund auf Nationalbank-Gewinne einstellen müssen, die sich "möglicherweise an der Untergrenze des langjährigen Durchschnitts" bewegen, sagte Liebscher.
Nicht nur die OeNB verzeichnete im Vorjahr Einbußen: Einige nationale Notenbanken in Europa und die Europäische Zentralbank (EZB) wären ohne die Auflösung von Reserven ins Minus gerutscht, berichtete Liebscher. Die schwedische Reichsbank habe sogar einen Verlust geschrieben. Die Gewinnausschüttung der EZB an die OeNB halbierte sich auf 18 Mill. Euro. Insgesamt gingen die Beteiligungserträge der OeNB um um 60% auf 101 Mill. Euro.
Goldbestand blieb mit 317 Tonnen unverändert
Der Goldbestand ist 2003 im Vergleich zu 2002 mit 317 Tonnen gleichgeblieben, da die OeNB ihre Verkaufsquote von insgesamt 90 Tonnen im internationalen Goldabkommen der Zentralbanken bereits ausgeschöpft hat.
2002 waren 30 Tonnen Gold verkauft worden, was Kursgewinne von 237 Mill. Euro gebracht hatte. Ab Herbst gilt ein neues Goldabkommen, dann ist die OeNB wieder dabei. Wann sie wieder als Verkäuferin auftritt, ist laut Liebscher noch nicht entschieden.
Die Nationalbank habe auch 2003 ihren Sparkurs fortgesetzt, betonte Liebscher. Der Personalstand wurde um 17 auf 947 Mitarbeiterkapazitäten verringert. Anfang des Jahres beschloss die OeNB, 2005 drei Zweigstellen (Eisenstadt, St. Pölten, Bregenz) zu schließen.
Zahlungsverkehrsallianz wieder einmal gescheitert
Aus der geplanten Zahlungsverkehrs-Allianz der fünf größten Banken Österreichs wird es nun doch nichts. "Wir haben gestern einen Letter of Intent unterschreiben wollen", sagte OeNB-Vizegouverneur Wolfgang Duchatczek. Dazu sei es aber nicht gekommen. Hintergrund für das Scheitern ist der Streit der Erste Bank mit der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) über den Haftungsverbund von Erste Bank und Sparkassen. "Wir können nicht mit einem Institut kooperieren, das uns pausenlos anschwärzt", zitierte der "Kurier" aus der Erste Bank. Die OeNB, die das Zahlungsverkehrsprojekt mit Nachdruck betrieben hat, hofft, dass es nicht für alle Zeit gescheitert ist. Bis zum Sommer soll zumindest eine Absichtserklärung für ein nationales Clearinghaus vorgelegt werden.