)
Die Ankündigung der neuen US-Regierung unter George W. Bush, aus dem Klimaschutzabkommen von Kyoto auszusteigen, sorgt weltweit für Entsetzen. Umweltschützer "bombardierten" gestern das Weiße Haus mit einer Flut von Protest-E-Mails. Auch die EU und Japan halten mit ihrem Unmut über die Bush'sche Umweltpolitik nicht hinterm Berg.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 24 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Für den Chef des renommierten Washingtoner Worldwatch-Institutes (WWI) muss bis 2002 das Kyoto-Protokoll ratifiziert sein. Sonst sei das vereinbarte Ziel - Senkung des Treihausgas-Ausstoßes um 5 Prozent (gemessen am Niveau von 1991) bis zum Jahr 2012 - nicht mehr zu erreichen, warnte Christopher Flavin anlässlich der Präsentation der deutschen Fassung des WWI-Berichts 2001 "zur Lage der Welt" in Wien. Dass sich gerade die USA aus ihrer globalen Verantwortung stehlen wollen, stößt bei ihm auf wenig Verständnis: Immerhin sei das Land für ein Viertel des weltweiten Kohlendioxid-Ausstoßes verantwortlich, dieser sei seit 1990 gar um 40 Prozent gestiegen - "das ist mehr als in Afrika, China und Indien zusammen", so Flavin, der ein düsteres Zukunftsbild zeichnet. Einen Vorgeschmack für die dramatischen Folgen der Klimaveränderung lieferten schon jetzt sterbende Korallenriffs, schmelzende Polkappen, Hurrican- und Hochwasserkatastrophen. Letzere forderten allein 1998/99 120.000 Menschenleben und Millionen Obdachlose.
"Wir sind an einem sehr gefährlichen Punkt angekommen". Die restliche Welt müsste daher das Kyoto-Protokoll notfalls auch ohne die USA ratifizieren, soll der ohnehin schwerfällige Klimaschutz-Prozess durch die einseitige Bush-Entscheidung nicht um zehn Jahre zurückgeworfen werden, meint der Amerikaner, der auf Einladung der Ex-Grünenpolitikern und nunmehrigen "brainbows"-Geschäftsführerin Monika Langthaler in Wien weilte. Erfreuliches Detail am Rand: Kommissionspräsident Prodi schloss einen EU-Alleingang bei der Umsetzung der Kyoto-Kriterien gegenüber "Independent" nicht aus.