Zum Hauptinhalt springen

Notfalls geht es ans "Familiensilber"

Von Heiner Boberski

Politik

Die Universität Wien stellte den von der "Wiener Zeitung" bereits am Dienstag exklusiv präsentierten Entwicklungsplan vor. In Innsbruck will man Studienfächer streichen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

"Der Prozess war mühsam", bekannte der Vorsitzende des Uni-Rats, Max Kothbauer, in der Pressekonferenz im Rektorat der Uni Wien. Dass der Plan, der neue Forschungsschwerpunkte der Universität, aber auch der Fakultäten, eine Umstellung auf die neue europäische Studienarchitektur bis 2008/09, verstärkte Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und von Frauen sowie etliche Maßnahmen zur Qualitätssteigerung und -sicherung vorsieht, einstimmig von den Gremien angenommen wurde, will er aber nicht als Einigung auf "den kleinsten gemeinsamen Nenner" verstanden wissen.

Mit 40 neuen Professuren - es gab Ende 2004 insgesamt 342 - will Rektor Georg Winckler dem Ziel von über 400 Professuren näherkommen. Noch gebe es einen "schiefen Altersaufbau" der Professorenschaft. Die Welle von Neuanstellungen zu Beginn der 70er Jahre schaffe jetzt einen "Echoeffekt".

Bei der Umgestaltung nach dem Bologna-Modell auf das dreigliedrige System soll kein Fach ausgenommen werden - auch Lehramtsstudien und Jus nicht. Die Universität Wien hätte die Ausbildung der AHS- und BHS-Lehrer gerne weiter komplett an der Uni. Kothbauer tritt sogar für die Ausbildung der Hauptschullehrer an der Universität ein.

Für die Umsetzung des Entwicklungsplans würden 20 bis 25 Mio. Euro gebraucht, "um alles fliegen zu lassen", meinte Max Kothbauer. Einige Dinge, wie die Initiativkollegs für Doktoranden hält Winckler für so wichtig, dass er notfalls auch das "Familiensilber" opfern würde. Er erhofft sich Mittel vom Ministerium, vom Wissenschaftsfonds FWF und aus EU-Geldern, wenn das nächste Rahmenprogramm beschlossen wird. Die Uni verfügt über ein Budget von 400 Mio. Euro, das zu rund 80 Prozent vom Bund und zu je zehn Prozent aus Studiengebühren und Drittmitteln stammt. Ziel ist es, an die deutlich höher dotierten Unis von Zürich und München heranzukommen.

Laut Entwicklungsplan der Universität Innsbruck sollen dort etliche Studien, darunter die Lehramtsfächer Latein, Griechisch, Russisch sowie Psychologie und Philosophie gestrichen werden. Es werde auch in Wien Verlierer des neuen Plans geben, räumte Winckler ein.