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Notruf der Berufsschüler, Aufruf zu einstündigem "Warnstreik"

Von Karl Ettinger

Politik

Schülervertreter machen ihrem Unmut über Minister Polaschek Luft. Das Bildungsministerium hält an der mündlichen Pflichtmatura fest.


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Wien. Tausende Berufsschüler in Österreich fühlen sich vom Bildungsministerium bei den Corona-Schutzmaßnahmen völlig vernachlässigt. Die SPÖ-nahe Schülerorganisation AKS stemmt sich mit einem Aufruf zu einem "Schülerstreik" am heutigen Dienstag gegen die heuer geplante verpflichtende mündliche Matura. Dazu kommen anhaltende Probleme um die PCR-Corona-Tests an den Schulen. Einen Monat nach seinem Amtsantritt ist Bildungsminister Martin Polaschek voll mit den Folgen der Pandemie für den Unterricht konfrontiert.

Die Schwierigkeiten werden größer, der Unmut weitet sich aus. Am Montag meldeten sich Schülervertreter der Berufsschüler mit einem "Notruf" an den Bildungsminister, weil die betroffenen Schüler "nicht mehr können: es ist das reinste Chaos." Es werde auf diese Gruppe keine Rücksicht genommen, beklagt eine Gruppe von Sprechern der Berufsschüler. Im Gegensatz zu anderen Schülern an Gymnasien und berufsbildenden höheren Schüler müssen Berufsschüler auch noch einen 40-Stunden-Job pro Woche bewältigen.

Vorbereitung auf den Lehrabschluss in Arbeitszeit

Daran schließt ein Forderungspaket für die Berufsschulen. So müsse geklärt werden, welche Erlässe auch für diesen Schultyp gelten. Die Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfungen müsse auch während der Arbeitszeit möglich sein. Ähnlich wie an anderen Schulen müsse die Zahl der Schulpsychologen aufgestockt werden. Minister Polaschek solle zeigen, dass ihm auch etwas an den Berufsschülern liege.

An den AHS und den Berufsbildenden Höheren Schulen macht die SPÖ-nahe Aktion Kritischer Schüler mobil. Kritikpunkt ist bei diesen die am Mittwoch verkündete Rückkehr zur verpflichtenden mündlichen Matura nach zwei Jahren, in denen die mündliche Reifeprüfung Corona.bedingt freiwillig war. AKS-Vertreter und eine Gruppe von Schulsprechern ruft deswegen am heutigen Dienstag zu einem "Warnstreik" auf. Wie AKS-Bundesvorsitzende Flora Prantl der "Wiener Zeitung" erklärte, sollen die Schülerinnen und Schüler nicht nur der Abschlussklassen zwar zum Unterricht in die Schulen kommen, diesen aber eine Stunde lang unterbrechen, um im Schulgebäude auf weitere Erleichterungen bei der Matura zu drängen. Die AKS verwies auf bisher 12.500 Unterstützungsunterschriften.

Die ÖVP-nahe Schülerunion ist zwar ebenfalls für weitere Erleichterungen, weil die heurigen Maturakandidaten bereits seit März 2020 mit der Corona-Belastung im Unterricht konfrontiert seien. Ein Streik wird aber abgelehnt.

Im Bildungsministerium hält man an der geplanten Regelung mit Erleichterungen bei der schriftlichen Matura ab 2. Mai und verpflichtender mündlicher Matura Mitte Juni fest. Die Vorgangsweise sei auch mit dem Koalitionspartner, also den Grünen, abgestimmt, wurde auf Anfrage im Büro Polascheks betont. Minister Polaschek zeige auch Verständnis für die Belastung. Es gebe daher auch heuer Erleichterungen, etwa eine mögliche Themeneinschränkung um ein Drittel.

Gleichzeitig kämpfen Schuldirektoren und Lehrer wie schon in der Vorwoche mit Problemen bei den PCR-Tests, die ab dieser Woche sogar zweimal pro Woche in allen Bundesländern durchgeführt werden müssten. In Tirol machten AHS-Lehrervertreter deswegen ihrem Ärger Luft. Der Anbieter, die Arge für molekulare Diagnostik, solle möglichst viele Ergebnisse manuell abarbeiten, forderte das Ministerium.(ett)