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Schuldner geraten unter Druck. | Nicht absehbar, wann Geschäft wieder aufgenommen wird. | Wien. Die internationale Finanzkrise bringt das - zumindest vorläufige - Ende für eine der hierzulande beliebtesten Formen der Wohnbaufinanzierung. Seit Montag vergibt keine der fünf größten heimischen Banken-Gruppen, Bank Austria, Erste Bank, Raiffeisen, Volksbanken und Bawag, mehr Fremdwährungskredite. Wer dieses Geschäftsfeld nicht schon zuvor aus eigenem Antrieb eingestellt hatte, nahm nun eine dringende Empfehlung der Finanzmarktaufsicht (FMA) zum Anlass, dies doch noch zu tun.
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Seit rund zehn Jahren gibt es kaum einen Häuslbauer in Österreich, der nicht zumindest darüber nachgedacht hat, seinen Wohnbaukredit in einer fremden Währung aufzunehmen. Begehrt sind Währungen aus Staaten mit niedrigen Kreditzinsen, vorzugsweise Schweizer Franken, früher auch japanische Yen. Darüber hinaus können Wechselkursgewinne erzielt werden, wenn die Kredit-Währung im Vergleich zum Euro an Wert verliert. Hat man Pech und die Zinsen steigen - oder die Währung wertet auf - steigen die Kosten für den Kredit.
Risiko Tilgungsträger
Neben diesem Zins- und Wechselkursrisiko, das durch die Turbulenzen an den Finanzmärkten schwer zu kalkulieren ist, sind es aber vor allem Unwägbarkeiten bei den sogenannten Tilgungsträgern, die die Banken veranlasst haben, die Notbremse zu ziehen: Viele Fremdwährungskredite sind endfällig, das heißt, während der Laufzeit werden nur die Zinsen zurückbezahlt. Das Kreditvolumen wird angespart und am Ende der Laufzeit auf einen Schlag getilgt. Im Idealfall soll das im Tilgungsträger abgelegte Geld gewinnbringend - etwa in Fonds - investiert werden. Durch die Finanzkrise bleibt der Anlageertrag vieler Tilgungsträger jedoch deutlich hinter den Erwartungen.
Im schlimmsten Fall drohen am Ende der Laufzeit hohe Nachzahlungen. Dies könnte vor allem jene Kreditnehmer teuer zu stehen kommen, die sich für einen Fremdwährungskredit entschieden haben, da sie sich einen herkömmlichen Euro-Kredit nicht leisten hätten können.
"Fremdwährungskredite zu vergeben macht derzeit einfach keinen Sinn", so Erste-Bank-Sprecherin Karin Berger. Die Lage sei zu unsicher. Sie rät Kunden, die bereits über eine solche Finanzierung verfügen, sich bei ihrem Bankberater zu informieren. Die Erste biete die Möglichkeit, gratis in Euro-Kredite umzuschulden.
"Fremdwährungskredite brauchen Planbarkeit", meint Christof Sperk von der Bank Austria. Diese sei jedoch derzeit nicht gegeben. Die Empfehlung der FMA sei nur "das Tüpfelchen auf dem i" gewesen. Laut Sperk ist jeder zweite Wohnbaukredit der Bank Austria ein Fremdwährungskredit.
Über alle Finanzierungsformen hinweg machen gemäß Statistik der Oesterreichischen Nationalbank Fremdwährungskredite rund 17 Prozent des gesamten heimischen Kreditvolumens aus. Der Großteil davon sind Franken-Kredite. Rund 70 Prozent der Fremdwährungskredite an Privatpersonen sind Wohnbaukredite.
Sperk glaubt, dass sich in den kommenden sechs bis zwölf Monate nichts an der Entscheidung, dieses Geschäft auszusetzen, ändern wird. Manfred Aschauer von der RLB Niederösterreich-Wien sieht derzeit zwei Möglichkeiten der Wohnbaufinanzierung, die gegebenenfalls auch kombiniert werden könnten: zum einen ein normales Hypothekardarlehen mit einem für zwei bis drei Jahre fixierten Zinssatz, zum anderen ein Bauspardarlehen mit einer Zinsobergrenze von sechs Prozent.