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Notwendigkeit für echtes Leadership

Von Peter Kantor

Wirtschaft

In großen Unternehmen und Konzernen mangelt es oft an entsprechenden Führungskräften. Dabei bestehe gerade heute die Notwendigkeit für echtes "Leadership", betont Daniel Goeudevert, Philosoph, Management-Guru, Bestseller-Autor und Ex-Vorstand mehrerer internationaler Autokonzerne in Deutschland und Frankreich (VW, Ford, Citroen, Renault).


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Die große Herausforderung für Führungspersönlichkeit sei, dass ihre Mitarbeiter sich wohl fühlen, ohne Angst und damit glücklich seien, erklärte Goeudevert bei einem kürzlich gehaltenen Vortrag vor Reisemanagern in München. Nur so entstehe Raum für Innovation. Grundsätzlich sollten Führungskräfte nach Meinung Goeudeverts nicht zu enge Richtlinien vorgeben. "Der beste Manager lehrt seine Mitarbeiter nicht, wie sie denken sollen, sondern dass sie denken müssen", lautet einer seiner wichtigsten Postulate. Als essentielle Eigenschaften für Führungskräfte nennt Goeudevert Bescheidenheit als höchstes Gut, zudem Kühnheit, Optimismus, Selbstdisziplin, Intuition, Freundschaft und Teamgeist.

Allgemein bestehe der Irrtum, dass an der Spitze von Unternehmen vor allem Kostenkiller gefragt seien. Viel wichtiger seien aber Menschen mit Kreativität und Phantasie, die Visionen entwickeln können.

Frauen wünscht sich Goeudevert mehr als bisher als Entscheidungsträger in Unternehmen. "Sie verfügen über mehr Intuition, daher sollte ihr Anteil an den Führungskräften wachsen. "Frauen biegen, Männer brechen", heißt es in einem Sprichwort, und die Zeit des Brechens sei seiner Meinung nach vorbei. Zumindest sollten weibliche Tugenden in allen Führungsebenen Einzug halten.

Generell sei die Kombination von verschiedenen "Welten" dem geschäftlichen Erfolg förderlich. So machen etwa gemischte Arbeitsgruppen fast immer Sinn: "Neben den Geschlechtern sollte man auch die Generationen und sogar Nationalitäten mehr miteinander mischen, dass kann sehr kreativ sein", so seine These.

Hinsichtlich der Moral in den Unternehmen spricht Management-Experte Goeudevert von einer hohen Verantwortung von Führungskräften. "Wir müssen das, was wir denken, auch sagen. Wir müssen das, was wir sagen, auch tun. Und wir müssen das, was wir tun, dann auch sein", zitiert er Alfred Herrhausen. Hier würden sich aber die Geister scheiden: denn wer denke schon das, was er sage. Man dürfe sich daher nicht wundern, dass die Glaubwürdigkeit vielfach verloren gehe, meint Goeudevert. Und Glaubwürdigkeit sei genau das, was die Wirtschaft und auch die Politik im guten Sinne nach vorne treiben könne. Viel zuwenig im Mittelpunkt unternehmerischen Denkens steht laut Goeudevert nach wie vor der Kunde. Dass Kunde König sei, sei zwar ein altes und bewährtes Motto im Business, es werde aber heute von Führungskräften und Unternehmen nur wenig befolgt. Als Urheber falscher Prioritäten ortet Goeudevert vor allem Marketing-Manager: "Sie wollen vor allem Firmen nach oben bringen und nicht den Kunden", so seine Kritik.

Aus Goeudeverts Sicht habe der Mensch und damit auch der Kunde ein elementares Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit, das im Geschäft besonders bei Dienstleistungen eine wichtige Rolle spiele. "Die Kunden sind mit einem Produkt oder einer Dienstleistung nur zu 30% glücklich, aber zu 70% mit dem was rundherum ist - etwa mit dem Service", so Goeudevert. Entscheidend sei, wie man behandelt werde, weshalb Kunden in jedem Geschäftsstadium auch optimal einbezogen werden müssten.