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Novak Djokovic und die "Gräfin"

Von Christoph Rella

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Nun hat Novak Djokovic "Fräulein Vorhand" überflügelt und Steffi Grafs Rekord, 377 Wochen lang die Nummer eins der Tennis-Welt gewesen zu sein, eingestellt. Das ist angesichts der Tatsache, dass Nole mit 22 Grand-Slam-Erfolgen oder 1.036 Siegen bereits einige Graf-Marken geknackt hat, nicht überraschend. Was Djokovic noch fehlt, ist freilich der Grand Slam, der Golden Slam oder auch Grafs Siegquote von 88,7 Prozent. Diese liegt beim Serben bei "nur" 83,5, was sich aber noch ändern kann. Bei den Herren ist er ja mit dieser Marke schon Rekordhalter.

Ob der Djoker jemals jene starken Sympathien gewinnen wird, wie sie Steffi Graf während und nach ihrer Karriere von Kollegen und Fans entgegengebracht wurden, steht freilich auf einem anderen Blatt. So sind von der "Gräfin", die seit 2001 mit Ex-US-Tennis-Champion Andre Agassi absolut skandalfrei verheiratet ist, kaum Ausraster auf dem Feld bekannt - im Gegenteil, vielmehr waren es ihre Gegnerinnen, die an der geborenen Mannheimerin bitter zerbrachen. Die Art und Weise, wie sich etwa die Schweizerin Martina Hingis im French-Open-Finale 1999 aufführte, kennt man von Graf gar nicht, vom Djoker aber dafür schon eher.

Wenn einmal über dem Himmel der Deutschen dunkle Wolken aufzogen, so doch unverschuldet. Die Steuervergehen ihres Vaters machten Graf ebenso zu schaffen wie das Attentat 1993 auf Monica Seles durch einen Graf-Fanatiker oder einige Ehrenbeleidigungen. In Erinnerung geblieben ist etwa der anzügliche Song "I wanna make love to Steffi Graf" der Band "Die angefahrenen Schulkinder" aus dem Jahr 1992. Graf klagte vor Gericht, und das Lied wurde tatsächlich verboten. Djokovic muss sich mit solchen Problemen nicht rumschlagen. Warum wohl?