Mit einem Rekordergebnis hat der Schweizer Pharma-Riese Novartis gestern in Basel die Berichtssaison der Pharmabranche über 2004 eröffnet. Konzern-Chef Daniel Vasella freute sich über einen um 15% auf 4,4 Mrd. Euro gestiegenen Gewinn - und sein von 12 auf 14 Mio. Euro gestiegenes Jahresgehalt.
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Der Umsatz wuchs im gleichen Ausmass von 19 auf 21,6 Mrd. Euro. Der Erfolg ist vor allem auf die Bereiche der lizensierten Phamazeutika wie Consumer Health-Produkte zurueckzufuehren. Einen deutlichen Einbruch gab es bei der Generika-Tochter Sandoz, die ihren Sitz in Wien hat. Deren Umsatz konnte zwar bei 2,3 Mrd. Euro gehalten werden, doch der Gewinn schrumpfte um 50% von 361 auf 180 Mio. Euro.
Mit den patentierten Medikamenten laesst sich gut verdienen. Die Margen stimmen fuer Novartis, sie haben zugelegtund konnten damit auch den Einbruch bei den Generika - die etwas mehr als 10% der Pruduktion ausmachen
- abfangen. Im vergangenen Jahr gab es vor allem in Deutschland und auch in den USA eine Preisschlacht bei Generika, die sich zwar nicht auf den Umsatz, sehr wohl aber auf den Gewinn auswirkte.
Noch wird das Novartis-Sorgenkind, die weltweite Generika-Sparte, von Wien aus geleitet. Ob das auch in Zukunft so bleiben wird, ist allerdings fraglich. Denn es gibt Geruechte, wonach deren Sitz auch nach Basel uebersiedeln soll. Ein Indiz dafuer ist, dass der langjaehrige Sandoz-Chef, der Tiroler Christian Seiwald, Ende Oktober des vergangenen Jahres aus dieser Funktion entlassen wurde. An seine Stelle trat der Deutsche Andreas Rummelt, der viele Jahre in Basel gearbeitet hat. Seiwald, der noch Geschaeftsfuehrer von Novartis-Oesterreich ist, blieb wohl auch aus diesem Grund der diesjaehrigen Bilanz-Pressekonferenz in Basel fern. Der Seiwald-Nachfolger beruhigt, derzeit sei die Verlegung der Zentrale kein Thema fuer ihn. Eine Zusicherung, wonach die Sandoz-Zentrale auch in fuenf Jahren noch in Wien angesiedelt sein wird, wollte er jedoch nicht abgeben.
Ein wichtiger Sandoz-Standort ist Kundl in Tirol. Das Werk beschaeftigt annaehernd 2.500 Mitarbeiter - weltweit sind es 13.000. Dass der Standort weiterhin bestehen wird, davon geht Rummelt fuers erste aus. Denn die Mitarbeiter seien gut ausgebildet und motiviert. Doch es muss zu einer Steigerung der Produktivität kommen, lässt er aufhorchen. Seine grossse Hoffnung sind Biopharmazeutika, Eiweiss-Verbindungen wie Hormone, Insulin oder Antikoerper, die nur schwer herzustellen sind. Ausserdem erwartet sich der Sandoz-Chef, dass diese Präparate höhere Margen erwirtschaften. Mit diesen hochwertigen Generika will Novartis/Sandoz die Konkurrenz, die mittlerweile aus Asien, den USA und Israel kommt, abhaengen. Der Fokus in Kundl wird in den nächsten Jahren auf dem Ausbau der Forschung liegen, dafuer stehen etwa 120 Mio. Euro bereit.
Weiters wird Sandoz seine Produktion von einfacheren Wirkstoffen in Billiglohnlaender verlagern. Derzeit gibt es schon ein grosses Werk in Indien, ein weiteres soll in unmittelbarer Zukunft folgen. Auch China ist, laut Rummelt, ein interessanter Markt. Das Forschungteam ist auf der Suche nach gut ausgebildeten Mitarbeitern und einem geeigneten, attraktiven Standort.
Novartis will seine Position als Nummer fünf unter den Pharmakonzernen verbessern. In diesem Jahr sollen fünf neue Medikamente zugelassen werden. In der Entwicklung sind unter anderem Praeparate gegen Diabetes, Darmkrebs und Hepatitis. Ein Forschungsgebiet ist neuerdings auch die Autoimunerkrankung Multiple Sklerose.