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Nowotny sieht Bawag-Mission erfüllt

Von Karl Leban

Wirtschaft

"Als Bank ist die Bawag heute wieder anerkannt." | Am Freitag wird Bösendorfer-Verkauf formell besiegelt. | Wien. "Meine Mission ist erfüllt: Die Bawag ist wieder ein anerkanntes Mitglied des Wiener Finanzplatzes." Für Ewald Nowotny, der den Chefsessel mit Jahresende für den Briten David Roberts räumt, um sich auf den Ende August 2008 frei werdenden Posten des Notenbank-Gouverneurs "einzustimmen", hat bereits die Zeit des Rückblicks begonnen.


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"Es war sicherlich der anstrengendste, aber auch der befriedigendste Job meiner Berufslaufbahn", sagte der scheidende Bawag-General Montagabend in seiner Abschiedspressekonferenz.

Genau zwei Jahre stand Nowotny an der Vorstandsspitze der Bawag. Geholt hatte ihn der ÖGB - zu einem Zeitpunkt, als von dem Finanzdebakel der Gewerkschaftsbank rund um schief gelaufene Karibik-Spekulationen und dubiose Geschäfte mit dem US-Brokerhaus Refco vorerst nur die Spitze des Eisbergs sichtbar war. Nach dem vollen Ausbruch der Bawag-Krise in der ersten Hälfte 2006 - sogar Bund und Finanzwirtschaft mussten helfend einspringen - hatte er in der Folge an mehreren Fronten gleichzeitig zu tun, um den Zusammenbruch der Bank zu verhindern.

"Dramatischste Phase"

Wie Nowotny einräumte, war das Ausverhandeln des außergerichtlichen Vergleichs mit den Refco-Gläubigern und dem Staatsanwalt für ihn die "dramatischste Phase" in dieser turbulenten Zeit. Sammelklagen in Milliardenhöhe hätten der Bawag wohl den Rest gegeben, die Bank unverkäuflich gemacht und damit auch den ÖGB in die Pleite gestürzt. Der dringliche Verkauf der Bank, der Mitte Mai dieses Jahres abgeschlossen werden konnte und mit dem US-Fonds Cerberus als neuem Eigentümer eine völlig neue Ära eingeleitet hat, war für Nowotny denn auch das "wichtigste Ereignis".

Das für ihn persönlich "unangenehmste Ereignis" war die sogenannte Kuba-Krise im heurigen Frühjahr: "Da habe ich mich nicht gut gefühlt." Um den Abschluss des Verkaufs an Cerberus nicht zu gefährden, hatte die Bawag unter Berufung auf entsprechende US-Sanktionsbestimmungen kubanischen Kunden die Konten gekündigt - in vorauseilendem Gehorsam gegenüber dem neuen amerikanischen Eigentümer. Erst öffentlicher Druck, lautstarke Vorwürfe wegen Diskriminierung und wiederholte Interventionen auf politischer Ebene bewirkten bei der Bawag, dass Kubaner als Kunden doch erwünscht sind.

Jetzt - gut sieben Monate nach der Übernahme durch das Cerberus-Konsortium - sieht Nowotny die erste Phase der neuen Bawag PSK abgeschlossen: "Die Neustrukturierung ist eingeleitet." Die Bank konzentriert sich nun auf ihr Kern-Business, das Geschäft mit Privatkunden sowie Klein- und Mittelbetrieben, und setzt dabei vor allem auf ihr Vertriebsnetz. Das gilt mit den Post-Filialen zwar als das größte aller österreichischen Banken, ist aber für den Verkauf von Finanzprodukten, die über das Sparbuch hinausgehen, laut Nowotny "noch nicht optimal genutzt".

"Viele Interessenten"

Das Geld für den geplanten Aus- und Umbau ihres Geschäfts holt sich die Bawag gerade über den Verkauf nicht-strategischer Beteiligungen. Nach dem Fernsehsender ATV, dem Lotterien-Paket und den Immobilien besiegelt die Bank noch diesen Freitag auch den Verkauf der Klaviermanufaktur Bösendorfer an Yamaha.

Indes ist der Verkauf der Ostbankentöchter, der slowakischen Istrobanka und der tschechischen Bawag Bank CZ, die aus Sicht von Cerberus für eine Erfolg versprechende Expansion viel zu klein sind, erst in der Phase unverbindlicher Offerte. Nowotny spricht von "vielen Interessenten". Dem Vernehmen nach gibt es mehr als ein halbes Dutzend Bieter, die als ernsthafte Kandidaten in Frage kommen.

Nach Nowotny, der ab 1. Februar als Professor zunächst wieder an der Wirtschaftsuniversität Wien unterrichten wird, beginnt für die Bawag unter David Roberts, dem neuen Bankchef, jetzt der zweite Teil bei den Pflichtübungen für die ins Visier genommene Börsenfitness. Cerberus will nach fünf bis sechs Jahren mit einem üppigen Gewinn wieder aus der Bank aussteigen - voraussichtlich über einen Börsengang.

Roberts: "Vor uns liegt noch eine Menge Arbeit." Ob dabei mehr Mitarbeiter auf der Strecke bleiben als die geplanten 400, die bis Jahresende 2008 abgebaut werden sollen, steht derzeit noch in den Sternen.