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NPD-"Wehrsportler" trainieren in Schützenvereinen

Von Clemens M. Hutter

Gastkommentare
Clemens M. Hutter war Ressortchef Ausland der "Salzburger Nachrichten".
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Deutschlands Rechtsradikale färben sich grün ein und tarnen mit "Ökologie" ihren nationalsozialistischen Rassismus.


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Mit ihrer scharfen Kritik am Neonazi-Terror vernebelt die NPD, dass Mitglieder ihrer Führungsschicht ein Doppelspiel trieben: Als V-Leute hatten sie Kontakte zu den Sicherheitsbehörden und unter anderem zum Zwickauer Terror-Trio, das 1996 abgetaucht war und dann im Verlauf eines Jahrzehnts neun ausländische Kleinhändler und eine Polizistin erschossen hatte. Diese "Logistiker im Hintergrund" besorgten Waffen, Tarnung und Geld.

Die mehrgleisige NPD-Strategie zielt vor allem auf Stimmengewinn, um den Bestand von derzeit 13 Mandaten in 2 von 16 deutschen Landtagen zu verbessern und dafür jedes Jahr durchschnittlich 1,2 Millionen Euro an staatlicher Parteifinanzierung zu lukrieren.

Mitgliedern und Sympathisanten rät die NPD, über "unverdächtige" Kontaktpersonen Schützenvereinen beizutreten. So können sie legal den Umgang mit Waffen erlernen und einen Waffenschein erwerben. Ebenso erwünscht ist das Waffentraining in Reservistenverbänden. Dabei solle die Sprache gemäßigt werden, weil das deutsche Waffengesetz jenen Leuten den Waffenschein verwehrt, die nachweislich die freiheitliche Grundordnung angreifen. Legale Methoden können also "Wehrsportübungen" auf taktische "Geländespiele" reduzieren.

Die "gemäßigte" Werbung um Wähler setzt zunehmend auf Umfärben von Braun auf Grün. Das läuft unter dem Motto "frei - national - sozial". Also wettert die NPD gegen gentechnisch verändertes Saatgut, weil das die "Ernährungssouveränität der Völker brechen will und im Sinn der Globalisierer zur weltweiten Versklavung der Bauern führen soll". Das passt in die politische Stimmung.

Gleiches gilt für die Parole, dass "nationale Politik Umweltpolitik" sei. Ökologisch verantwortliche Politik garantiere nämlich eine gesunde Natur und schütze somit die Substanz eines Volkes. Ein NPD-Schulungspapier definiert folgerichtig den Nationalismus als "politische Ausprägung des Territorialverhaltens", das dem "biologischen Grundprinzip der Existenzsicherung und Arterhaltung" diene. Also seien eingewanderte Pflanzen auszurotten, weil sie "einheimische Arten verdrängen". Dagegen helfen unter anderem "nationale Säuberungstage". Der Nazi-Rassismus ist unverkennbar. Allerdings hat sich die "nationale Umweltpolitik" ein faules Ei gelegt. Als Ersatz für Erdöl- und Erdgas-Import setzt sie nämlich auf die "heimische" Braunkohle.

Zur braunen Grün-Politik passen die "Neo-Artamanen". Sie erwerben in nordostdeutschen Dörfern, aus denen die Jugend abwandert, preisgünstig Höfe. Dort betreiben sie als "Neusiedler" ökologische Landwirtschaft gemäß dem "Blut- und Bodenbauerntum" der 1926 gegründeten "Artamanen". Deren prominenteste Mitglieder waren SS-Chef Heinrich Himmler und Auschwitz-Kommandant Rudolf Höß. Die originalen "Artamanen" fokussierten als "ritterliche deutsche Kampfgemeinschaft" ihren Fremdenhass auf die Polen, die "Neo-Artamamen" nehmen Ausländer, Asylwerber und Muslime ins Visier. Demaskierend ist das Logo einer Abrissfirma, die ein "Neo-Artamane" betreibt: ein zertrümmerter Davidstern.