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NR-Wahl: Die grünen Schicksalsbezirke

Von Daniel Bischof

Politik

Mit diversen Projekten bespielen die Wiener Grünen derzeit ihre Hochburgen. Eine Analyse.


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Wien. Es war ein Termin mit Heimspiel-Faktor: In der grünen Hochburg Neubau zeigte sich Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) am Mittwoch beim Umbaustart der Zieglergasse zur "kühlen Meile". Bäume, schattige Sitzplätze, Nebelduschen und hell gepflasterte Plätze sollen dort bei Hitzewellen für Abkühlung sorgen. Hebein, die sich in einem Bagger fotografieren ließ, sprach von "maximaler Klimaschutzanpassung - und das dauerhaft".

Dass die grüne Partei im anlaufenden Wahlkampf gerade in Neubau mit dem Klimathema und einer solch öffentlichkeitswirksamen Inszenierung auffährt, ist kein Zufall. Erfolg und Misserfolg der Grünen bei einer Wahl sind untrennbar mit dem Abschneiden in ihren Wiener Hochburgen verbunden.

Das zeigt eine Betrachtung der vergangenen Wahlergebnisse. Bei der Nationalratswahl 2008 und 2013 wurde die Partei mit 32,6 bzw. 32,4 Prozent in Neubau klar die stärkste Kraft. Auch in den innerstädtischen Bezirken Mariahilf, Josefstadt, Alsergrund und Wieden lag die Partei über 25 Prozent. Bundesweit kamen die Grünen 2008 und 2013 dann auch auf 10,4 bzw. 12,4 Prozent.

Katastrophe bei Wahl 2017

Bereits bei der Wien-Wahl 2015 waren Verluste zu beklagen, bei der NR-Wahl 2017 stürzte sie ab. Die Kernwähler konnten nicht mobilisiert werden, die Liste Pilz setzte der Partei zu. Satte 20 Prozent verlor sie in Neubau im Vergleich zur Wahl 2013, nur noch 12 Prozent erreichte sie. Ähnlich dramatische Verluste mussten die Grünen in anderen Hochburgen beklagen, kein einziger grüner Bezirk war auf der Wiener Landkarte mehr zu finden. Bundesweit waren die Verluste mit 8,6 Prozent ebenfalls schmerzlich, doch weniger schwerwiegend als in Wien. Für den Einzug ins Parlament reichte es nicht mehr.

Es folgten die Rehabilitation und ein starkes Ergebnis bei der EU-Wahl 2019: 37 Prozent konnten die Grünen in Neubau bejubeln, sieben Wiener Bezirke wurden grün. Und grün sollen sie nun bleiben, eine Katastrophe wie 2017 darf sich nicht wiederholen, so die grüne Strategie.

Denn auch wenn sich Hebein deutlich stärker als ihre Vorgängerin Maria Vassilakou den Außenbezirken zuwendet, die Stammwähler in ihren Hochburgen wollen die Grünen vor der Nationalratswahl und Wien-Wahl 2020 jedenfalls zufrieden und mobilisiert wissen.

An der Linken Wienzeile wird zwischen Getreidemarkt und Köstlergasse ab September ein Radweg gebaut; bei einem runden Tisch sollen im Oktober Änderungen beim Parkpickerl diskutiert werden; Hitzekarten sollen Hotspots in Wien definieren und deren Abkühlung erleichtern: All diese von den Grünen inszenierten Projekte sind Zeichen an ihre innerstädtischen Wähler. Und auch mit schönen Renderings und Fotos garnierte Projekte wie die "kühle Meile" in Neubau zeigen der Kernwählerschaft, dass man sich ihnen (wieder) widmet.

Hierbei kommt den Wiener Grünen zugute, dass der Zeitgeist auf ihrer Seite ist. War 2017 noch die Migration das bestimmende Thema, so ist es nun das Klima. Daher versucht auch die Wiener SPÖ, mit diversen Maßnahmen gegen die Hitze zu punkten: Von begrünten Wartehäuschen bis zu verkürzten Lieferzeiten für Erdäpfel - die "Wiener Zeitung" berichtete. Zugleich fährt Bürgermeister Michael Ludwig mit einem Fokus auf Sicherheitsthemen aber auch einen "Law-and-Order"-Kurs, um in den bevölkerungsreichen Flächenbezirken Wähler zu gewinnen. Ob die Sozialdemokraten mit dieser Doppelstrategie aber grüne Kernwähler zum Überlaufen bewegen können, bleibt fraglich.