Zum Hauptinhalt springen

Nudelkönig nutzt Dollar-Schwäche

Von WZ-Korrespondentin Vittoria Scarpa

Wirtschaft

Italiener jammern über den extrem starken Euro. | Manche jedoch nutzen die Chancen. | Der größte Pasta-Hersteller der Welt, Guido Barillo, ist einer der Profiteure. | Rom. In den Tagen vor Weihnachten und Neujahr zieht es viele italienische Touristen zum Einkauf in die USA - dem starken Euro sei dank. Doch derzeit machen auch Einkaufstouristen anderer Art die weite Reise von Italien in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Zu ihnen gehört Guido Barilla, Patron der in Parma beheimateten gleichnamigen Lebensmittelgruppe. Er hat gerade erst in Avon im Bundesstaat New York, rund 60 Kilometer von den Niagara-Fällen entfernt, das zweite Pasta-Werk seines Unternehmens in den USA eröffnet.

Mit dabei waren seine beiden Brüder als Vizepräsidenten von Barilla und die Vertreter des Bundesstaats. Denn insgesamt ging es um eine Investition von 75 Mio. Euro - kein Pappenstiel selbst für den größten Pasta-Hersteller der Welt mit einem Umsatz von 2,6 Mrd. Euro (2006). Guido Barilla will in den USA hoch hinaus. Dabei ist seine Berechnung einfach: Die 60 Mio. Italiener essen pro Kopf jährlich 28 Kilogramm Pasta. Mehr ist kaum drin. Die 300 Mio. dagegen essen nur 5 Kilo - da ist noch Raum für Wachstum.

In diesen Markt will Barilla nun vordringen, er strebt einen Marktanteil von 40 Prozent an. Bereits mit der jetzigen ersten Fabrik in Iowa kann Barilla deutlich wachsen. So nahm der Umsatz 2006 um 13 Prozent auf 300 Mio. Dollar zu. Die neue Fabrik in den USA soll rund 100.000 Tonnen Pasta jährlich herstellen, sobald sie 2009 vollständig einsatzbereit sein wird.

Auch Fiat plant eigenes Werk in Amerika

Auch Sergio Marchione könnte bald in die Fußstapfen Barillas treten. Der Chef von Fiat denkt laut über die Eröffnung des ersten Werks der Turiner Autobauer in den USA nach. "Angesichts des schwachen Dollars und des starken Wettbewerbs auf dem amerikanischen Werk muss Fiat in den USA produzieren, um weiter dort verkaufen zu können", sagte er kürzlich der US-Tageszeitung "New York Times". Andere italienische Unternehmer setzen lieber auf den Kauf statt auf den Aufbau des Unternehmens.

US-Unternehmen

werden immer billiger

So können sie den starken Euro sofort für sich ummünzen: Ein Unternehmen in den USA im Wert von einer Milliarde kostete vor einem Jahr noch 800 Mio. Euro. Heute, bei einem Kurs von fast 1,50 Dollar für einen Euro, sind es nur noch 660 Mio. Euro. Die Rechnung ist also schnell gemacht. Und so kaufte Luxottica, der größte Brillenhersteller Italiens mit Sitz in Agordo in Venetien, für 2,1 Mrd. Dollar das US-Label Oakley.

Campari griff nach X-Rated, der derzeit angesagtesten Wodka-Marke jenseits des Atlantiks. Ifil, die Investmentgesellschaft der Fiat-Eigentümer Agnelli, hat 71 Prozent an der Immobiliengesellschaft Cushman & Wakefield übernommen. Pirelli hat sich gerade erst mit 12 Prozent beim Telekommunikationsausrüster Avanex eingekauft. Die Liste könnte fast endlos weitergeführt werden.

Der jüngste drei Tage dauernde Streik der italienischen Lastwagenfahrer, bei dem sowohl Fiat als auch Barilla massiv betroffen waren, wird die Unternehmen in ihren US-Plänen wohl noch bestärken.