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Null Töne und viel Nichts

Von Christina Böck

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Es klingt ein bisschen wie das unentschiedene Rauschen, wenn man den Sender im Radio nicht richtig eingestellt hat. Oder, wer es romantischer mag, wie eine leichte Brise, die durch einen Wald fährt. Die Rede ist vom "Lied" "A a a a a very good song" von Samir Mezrahi. Das besteht nämlich aus null Tönen und viel Nichts. Mezrahi verkauft diese "Komposition" auf iTunes und hat es zwischenzeitlich sogar auf Platz 35 der dort ansässigen Charts geschafft. Einen ähnlichen Erfolg konnte vor zwei Jahren der Österreicher Raoul Haspel verbuchen. Er veräußerte (allerdings für einen guten Zweck) eine Minute Stille in Apples virtuellem Musikkaufhaus. Da kommt man bei Mezrahi schon günstiger weg, bei ihm gibt es fast zehn Minuten Stille für den wohlfeilen Euro.

Wer meint, dass die Reizüberflutung schon dazu führt, dass man sich Stille kauft - der irrt. Bei dieser Weise handelt es sich um ein Werk des Genres Funktionalmusik. Angeblich wurde dieser "very good Song" aus einem bestimmten Grund geschaffen: Schließt man das iPhone an ein Autoradio an, startet die Musik-App automatisch das alphabetisch erste Lied der Musikliste. Und mit den fünf As von Mezrahis Oeuvre ist nachhaltig dafür gesorgt, dass man erst einmal zehn Minuten Ruhe hat. Und nicht sofort genervt Robbie Williams’ "Angels" wegschalten muss.

Das es noch viele andere Musikstücke gäbe, die mit A beginnen, haben die Kunden von Mezrahi wahrscheinlich vergessen. Sam Cookes "A change is gonna come" ist beispielsweise durch eine glückliche Fügung jedenfalls im Alphabet vor Helene Fischers "Atemlos".