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Nun trifft es die Schwachen

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Jobabbau bei Büromöbelhersteller Bene, Daily meldet alle Mitarbeiter bei AMS an.


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Wien. Kaum eine Woche ohne neue Jobabbau-Pläne: Im Wahljahr verlieren tausende Österreicher ihren Job. Erst am Dienstag gab der Büromöbelhersteller Bene bekannt, bis zum Jahresende 150 Arbeitsplätze abzubauen, davon 100 am Hauptsitz in Waidhofen an der Ybbs. 110 Jobs hat das niederösterreichische Unternehmen heuer bereits abgebaut. Die insolvente Drogeriekette Dayli hat am Dienstag alle verbliebenen Mitarbeiter beim AMS zur Kündigung angemeldet.

"Unternehmen, denen es schlecht geht, kommen bei einer schwächelnden Konjunktur noch stärker unter Druck", sagt Thomas Horvath vom Wifo. Auch Arbeitsmarkt-Experte Helmut Hofer vom IHS sagt: "Nach langen Jahren mit schwacher Wirtschaftslage trifft es irgendwann schwache Unternehmen."

Mehr Aufträge, aber weniger Stellen in der Industrie

Die Häufung von Insolvenzen bekannter Firmen wie Alpine Bau, der Elektrokette Niedermeyer und des Schwedenbomben-Produzenten Niemetz in den vergangenen Monaten hat laut Horvath nur indirekt mit der Konjunktur zu tun.

Zum Teil sind die Probleme der angeschlagenen Unternehmen hausgemacht: Bene schreibt seit Jahren Verluste, zuletzt 29 Millionen Euro. Dafür werden die zu rasche Expansion, ertragsschwache Großprojekte sowie eine aufgeblähte Verwaltung verantwortlich gemacht. Im laufenden Geschäftsjahr (per Ende Jänner) peilt die Nummer fünf am europäischen Büromöbelmarkt nur noch 175 Millionen Euro Umsatz an - nach zuletzt 213,6 Millionen. Im Dezember wurde nach Verlusten der gesamte Vorstand ausgetauscht und eine Sanierung angekündigt. Die Verhandlungen mit den finanzierenden Banken werden in den nächsten Tagen beendet sein, sagt eine Sprecherin des 1790 gegründeten Betriebs. Nach dem Abbau werden 600 Mitarbeiter in Waidhofen beschäftigt sein, weltweit waren es im April rund 1300.

Generell hat sich die Auftragslage in der Industrie im Juli verbessert, die Unternehmen haben ihre Produktionsleistung gesteigert, wie aus dem "Bank Austria Einkaufsmanagerindex" hervorgeht. Unsicherheit herrsche über die weitere Konjunkturentwicklung. Der Jobabbau hat sich im Juli noch beschleunigt, als Gründe führen die Betriebe Kostensenkung und Restrukturierungen an.

Besonders exportorientierte Branchen sowie der Bau und Leiharbeiter seien von der schwächelnden Konjunktur betroffen, so Horvath. "Wenn der erhoffte Wirtschaftsaufschwung ausbleibt, könnte die Arbeitslosigkeit weiter steigen", sagt Hofer vom IHS. Das Wifo rechnet für heuer mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit von 7,0 Prozent im Vorjahr auf 7,5 Prozent und einer minimalen Steigerung im kommenden Jahr.

Dayli-Beschäftigte müssen noch zwei Wochen zittern

Für die Pleiten von Niedermeyer und Dayli machen die Experten das Geschäftskonzept und die überwiegend schlechten Standorte verantwortlich. Dayli-Masseverwalter Rudolf Mitterlehner hat vorsichtshalber alle verbliebenen 2200 Mitarbeiterinnen im AMS-Frühwarnsystem zur Kündigung angemeldet. Die Juli-Gehälter wurden ausbezahlt. 355 Filialen wurden bereits geschlossen, 522 werden weiter betrieben. Außerdem kündigte Mitterlehner nochmals eine 40-Prozent-Rabattaktion an. Da die Preisreduktionen zuletzt mehr Geld als erwartet eingebracht haben, hat der neue Dayli-Eigentümer Martin Zieger noch maximal zwei Wochen Zeit, einen Investor zu finden. Bisher war die Frist bis Ende Juli gesetzt.

Die Stellensuche für die bereits zuvor gekündigten 1261 Dayli-Beschäftigten werde rund um die Ballungszentren in Wien, Graz und Linz einfacher als in Kleinstädten und Dörfern sein, sagte Karl Proyer, Vizechef der Gewerkschaft GPA-djp. Erfolgreich waren die Vermittlungsbemühungen nach der Alpine-Pleite: Rund 80 Prozent der 4905 ehemaligen Mitarbeiter der insolventen Alpine Bau haben wieder einen Job.