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Nakowitz: "Keine Beschränkung für Flöttl in Verträgen." | Neuinvestments über 500 Millionen. | Wien. Für Helmut Elsner wird es nicht einfacher. Erst legte der Investmentbanker Wolfgang Flöttl am Mittwoch einen Beleg vor, der beweist, dass Elsner mit Flöttls Privatjet am 6. Oktober 1998 nach New York geflogen wurde. Damals sei Elsner über erste Verluste informiert worden, so Flöttl. Elsner bestreitet das: Es sei Privatbesuch gewesen.
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Über die Yen-Spekulationen - sie führten zum Totalverlust von 639 Millionen Dollar - sei nicht gesprochen worden. Dass Elsner nur für einen Privatbesuch extra eingeflogen wurde, überzeugte jedoch nur wenige im Gerichtssaal.
Der zweite Schlag für den 72-jährigen Banker kam, als der seinerzeitige Generalsekretär der Bawag, Peter Nakowitz, erklärte, dass es in den Verträgen mit Flöttl keine Beschränkung für die Investments gegeben habe - außer, dass es Finanzinstrumente sein müssen. Am Dienstag hatte Elsner erklärt, dass Flöttl vertragswidrig gehandelt habe, als er in der Hoffnung auf Hebeleffekte mittels Fremdfinanzierung (Leveraging) auf fallende Yen-Kurse gesetzt habe.
Vorstand für "Paket"
Bereits am 26. Oktober 1998 beschloss der Vorstand der Bawag, die Verluste durch neue Investments wettzumachen. Einem Vorstands-Protokoll - verfasst von Nakowitz - ist zu entnehmen, dass dafür rund 500 Millionen Dollar in die Hand genommen wurden.
Mit Ausnahme des Vorstands Christian Büttner stimmte der gesamte Vorstand für dieses "Paket". Neben einer Yen-Option über 250 Millionen Dollar, die von Flöttl abgewickelt werden sollte, sah es auch einen Betriebsmittelkredit über 80 Millionen für Flöttls angeschlagene Investmentfirma - ihr Wert betrug laut Elsner 200 bis 400 Millionen Dollar, laut Flöttl nur 20 bis 40 Millionen - vor. Im Gegenzug sollten von Flöttl Vermögenswerte übernommen werden. Allerdings musste man alleine für Gemälde Kredite über 154 Millionen beim Auktionshaus Sothebys ablösen.
Diese Sondervorstandssitzung - "Sonder" weil streng vertraulich - lief wegen der Weigerung Büttners, zuzustimmen, nicht ohne Reibereien ab. Dieser wollte die Verluste nicht durch neue Geschäfte kompensieren, sondern als solche abhaken und neu beginnen. Mit diesem Vorschlag prallte er jedoch beim "autoritären Generaldirektor" ab.
Weninger informiert
Zu Beginn der Sondervorstandssitzung war Flöttl anwesend und erklärte den Vorständen die Verluste und die Pläne für die neuen Geschäfte. Ob er auch noch dabei war, als es um die Einschätzung seines Vermögens ging, daran konnte sich keiner der Befragten erinnern. Auch aus dem Nakowitz-Protokoll geht das nicht hervor.
Am Ende der Sitzung wurde schließlich der damalige Aufsichtsrats-Chef der Bank, Günter Weninger, telefonisch über die Verluste und den Versuch, diese wettzumachen, informiert. Weninger segnete auch die Idee ab, den restlichen Aufsichtsrat nicht zu informieren, um nichts an die Öffentlichkeit dringen zu lassen, da man einen Run auf die Bank befürchtete.
Wieder war es Büttner, der sich dieser Stillschweigepflicht nicht unterwerfen wollte.