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Bevor heute Abend die dritte Ausscheidungsrunde der neuen "Starmania"-Staffel über die Bühne geht, lässt sich vorweg schon unschwer prophezeien, wer sicher nicht gewinnen bzw. weiterkommen wird: Wer gut singen kann, aber nicht gut aussieht - jedenfalls nicht so, wie sich das Teenies erträumen; weiters wer gut singt, aber schon ein bisschen älter ist, sprich: 20 +; und drittens, wer gut singt, aber irgendwie fremdländisch aussieht. Diese sozialdarwinistischen Lehren konnte man aus den ersten beiden Folgen bereits ziehen. Vor allem bei den Burschen gewann jeweils der, der keineswegs am besten sang, dafür äußerlich am ehesten den Vorstellungen heimischer junger Mädchen entsprach. Diese Zielgruppe entscheidet offensichtlich die Wahl. Die Girlies sind beim Handy-Voting eindeutig am flottesten und eifrigsten.
Das verzerrt den Wettbewerb gründlich und nachhaltig. Es war daher kein glücklicher Einfall des ORF, schon in den Vorrunden die Entscheidung ausschließlich dem TV-Publikum zu überlassen. Wozu dann die so genannte Experten-Jury? Wozu die Saal-Abstimmung? Beides spielt in der Endabrechnung keine Rolle. Warum bezieht man sie in die Wertung nicht mit ein, etwa in Form einer Drittelung des Votings aus Experten, Saal- und TV-Publikum? Das könnte die willkürliche, letztlich völlig intransparente Bewertung einer sozial überrepräsentierten Gruppe etwas ausgleichen. Denn die scheinbar demokratischeste Lösung ist in diesem Fall die ungerechteste. Sie gibt einer knapp 30-jährigen farbigen Sängerin mit toller Stimme praktisch keine Chance.