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Nur das Projekt kann baden gehen

Von Ina Weber

Politik

ÖVP setzt SPÖ Dringliche Anfrage vor - auf der Suche nach den Schuldigen.


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Wien. Ob es jemals wieder aufsperren wird? Die Wiener ÖVP wollte es am Dienstag im Wiener Gemeinderat genau wissen. Sie richtete eine Dringliche Anfrage an Sport-Stadtrat Christian Oxonitsch, die insgesamt 70 Fragen rund um den "Bauskandal Stadthallenbad" beinhaltete. Die Rathaus-Schwarzen fragen sich darin etwa, ob auch eine dauerhafte Schließung des Stadthallenbades im Raum stehe, ob die Becken mittlerweile dicht seien und welche Sanierungskosten bisher angefallen seien. Die Suche nach dem Schuldigen des Sanierungs-Debakels steht im Raum. Für Oxonitsch ist klar, dass die Stadt Wien lediglich "Geldgeber" in dieser Angelegenheit sei. Für ÖVP-Gemeinderätin Isabella Leeb sieht das jedoch anders aus: "Das Verhältnis Stadt Wien-Stadthalle entspricht dem Verhältnis Hauseigentümer-Hausverwaltung", sagte sie. Im Falle eines Schadens sei aber immer noch der Hausinhaber fällig. Die ÖVP stellt die Vermutung in den Raum, dass das Bad nie wieder aufsperren werde und das Rathaus derzeit an einem Ausstiegsszenario arbeiten würde. Den Eindruck kann man auch schnell gewinnen, immerhin ist bereits viel Zeit und Geld in das Schwimmbad geflossen, ohne genauere Hinweise darüber, was jetzt weiter passieren soll.

Derzeit betreten nur Gutachter das geschlossene Bad. Sie führen die Beweissicherung durch: Sie prüfen die Dichtheit und Tragfähigkeit der drei Becken, die Bauphysik und Bäderhygiene. "Das dient der Aufklärung der Ursachen der Mängel", heißt es laut Wiener Stadthalle Betriebs- und Veranstaltungs GmbH zur "Wiener Zeitung", und "um mögliche Fehler der Ausführenden festzustellen". Jetzt müsse man auch feststellen, ob Chlorwasser eingedrungen ist. Das von Roland Rainer konstruierte Bad sei nämlich eine seltene Beckenkonstruktion.

Vor knapp drei Jahren haben die Umbauarbeiten begonnen. Bereits im Jahr 2008 wurde vor Ort eine Sichtung durchgeführt. Aber eben nur eine Sichtung und nicht, wie das Wiener Kontrollamt in seinem im Oktober 2012 veröffentlichten Bericht urteilt, eine tiefer gehende Untersuchung.

Seit zweieinhalb Jahren ist das Bad geschlossen

"Trotz des katastrophalen Zustandes hat die Stadt auf genauere Untersuchungen verzichtet, wie eine Entnahme von Materialproben oder Laborprüfungen an der Bausubstanz", wetterte die ÖVP in ihrer Anfrage. Eine Schließung des Bades sei notwendig gewesen, meinte Leeb. Die Stadthalle verteidigt das Vorgehen damit, dass während der Vorarbeiten eine Schließung nicht geplant gewesen sei. Man habe ein Planungsbüro mit der Tätigkeit beauftragt, das über umfangreiche Erfahrung im Hallenbadbau verfüge, hieß es.

Seit 1. Mai 2010 ist das Stadthallenbad, das im Jahr 1974 von Rainer entworfen wurde, nun schon geschlossen. Der Fertigstellungstermin mit September 2011 konnte nicht eingehalten werden. Ein Malheur jagte das andere. Zahlreiche Schäden wurden erst im Verlauf der Bauabwicklung erkannt. Anfang 2012 kam die völlige Ernüchterung. Nach dem Einlassen der Becken wurde festgestellt, dass diese undicht waren. Auch technische Gebrechen am Hubboden wurden bemerkt.

Gutachter-Ergebnisse sollen im Dezember vorliegen

Der Baustopp wurde am 23. Jänner 2012 verhängt. Der Skandal war perfekt. Seitdem bemühen sich Gutachter um einen Überblick der Schäden. Die Kosten sollen bereits über dem Rahmen von 17 Millionen Euro liegen. Laut Oxonitsch liegt die derzeitige Kreditauslastung bei rund 16,4 Millionen Euro.

Das Ergebnis des Kontrollamt-Berichts ist auf jeden Fall schockierend: Die Bauzeit von 17 Monaten sei viel zu knapp bemessen worden. Auch die Vergabekriterien seien nicht umgesetzt worden. Für die Durchführung der Arbeiten wurde eine Firma ausgewählt, die über keine einschlägige Expertise verfügt. Die Zuschlagsentscheidung durch die Stadthalle sei "somit nicht nachvollziehbar". Auch die Entscheidung für die Bauaufsicht sei unverständlich: Laut Firmenbuch war der damalige technische Direktor der Stadthalle Geschäftsführer einer Firma, bei der das zum Zug gekommene Ziviltechnikerbüro Gesellschafter war. Generalplaner Georg Driendl meinte bloß, dass sämtliche zutage getretenen Probleme "nicht in den Aufgabenbereich des Generalplaners fallen".

Noch hat man die Schuldigen nicht gefunden. Die Becken werden derzeit testweise befüllt. Die Ergebnisse der Gutachter werden frühestens im Dezember erwartet. Bis dahin wird wohl noch viel Wasser den Ausguss des über 30-jährigen Stadthallenbades umsonst hinunterfließen.