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Jetzt haben die Fifa und ihr Präsident Joseph Blatter dieses turbulente Jahr also auch überstanden. Das Exekutivkomitee beendet am Samstag in Tokio seine letzte Sitzung, danach wird Blatter noch einmal vor die Presse treten. Essenzielles ist dabei nicht zu erwarten. Er wird noch einmal seine Befürwortung von Profischiedsrichtern und einer Torlinientechnologie bekräftigen, über einen Kameraeinsatz soll im Frühling abgestimmt werden. Das ist zwar nicht ganz neu, aber immerhin eine Mini-Revolution. Denn früher lehnte Blatter jeglichen Einsatz technischer Hilfsmittel kategorisch ab.
Aber vielleicht ist diese Kehrtwende ja auch ein taktischer Zug, immerhin will Blatter in seiner letzten Amtszeit vom Image des Konservativlings weg und sich als großer Reformer positionieren.
Damit das gelingt, wären aber andere Schritte notwendig als schöne Worte. Und eigentlich hat er diese Schritte ja auch angekündigt gehabt für die Jahresabschlusskonferenz in Tokio. Er wollte die brisanten ISL-Akten, aus denen klar hervorgeht, wer seiner Getreuen doch nur ein korrupter Schmiergeldempfänger war, veröffentlichen. Das geht nun nicht, da ein Betroffener - mutmaßlich Fifa-Vizepräsident Ricardo Teixeira, gegen den in seiner Heimat Brasilien sogar ein polizeiliches Ermittlungsverfahren läuft - rechtliche Schritte gegen die Offenlegung eingeleitet hat. Dass Blatter darüber so traurig ist, wie er allen weismachen will, darf bezweifelt werden. Immerhin hat er das System, in dem Korruption gedeihen konnte wie die Eierschwammerl in feucht-warmen Waldgebieten, jahrzehntelang geprägt - mehr noch, er ist die Personifizierung der Fifa (des gesamten Fußballs nicht, das glaubt er nur). Und um die steht es derzeit nicht zum Besten. Da kann er Mini-Revolutionen ankündigen, wie er will.