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Die ganze Sportwelt diskutiert über die massiven Vorwürfe, wonach in Russland systematisch und politisch gedeckt gedopt wird. Die ganze Sportwelt? Nein, ein (gar nicht so kleiner) Verband ist derzeit mit eigenen Problemen beschäftigt, die so unähnlich aber gar nicht sind. Am Mittwoch will der Radsport-Weltverband die Entscheidung fällen, ob dem kasachischen Astana-Team die World-Tour-Lizenz für das kommende Jahr verwehrt wird. Immerhin fünf positive Dopingfälle hat das Team innert weniger Monate produziert. Das Team? Stimmt nicht, sagt dieses. Drei würden die Nachwuchsmannschaft betreffen, die - so Teamchef Alexander Winokurow - gänzlich eigenständig agiert und rein gar nichts, außer den Dressen und dem Namen, mit der A-Mannschaft zu tun hat. Dass Winokurow in einer Panikreaktion gleich einmal die betroffene Nachwuchs-Mannschaft aufgelöst hat, erscheint in diesem Zusammenhang eigenartig; die Anzahl der Fälle wiederum zu hoch, um an die immer noch beliebte Einzeltäter-Theorie zu glauben - zumal Winokurow selbst als Doper bekannt ist und bisher wenig Scheu erkennen hat lassen, mit Gleichgesinnten zusammenzuarbeiten. Alles Zufall? Wohl kaum, dachte der Weltverband und verwehrte Astana provisorisch die Lizenz. Dass dem mahnenden Fingerzeig aber auch endgültige Taten folgen, ist eher nicht anzunehmen, zumal ein Lizenzentzug aus ähnlichen Gründen schon vor zwei Jahren im Fall des Katjuscha-Teams keinen Bestand vor dem internationalen Sportgerichtshof hatte. Ein Ausschluss Astanas ist daher kaum wahrscheinlich, ebenso wenig wie einer der russischen Athleten von Großveranstaltungen. Es darf wohl weitergewurschtelt werden, und die Sportwelt darf zuschauen. Wundern sollte sie sich dann aber über mögliche weitere Enthüllungen nicht.