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Nur Europameister im Testen

Politik

Die EU-weit sehr hohen Infektionszahlen in Österreich sind zum Teil auch dem immensen Testaufwand geschuldet.


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Österreich verzeichnet derzeit pro Kopf etwa doppelt so viele Corona-Fälle wie Deutschland und dreimal so viele wie die Schweiz. Am Mittwoch waren es 6.500 Infektionen. Aber man muss auch die Zahl der Tests beachten. In Österreich werden rund 35 Tests pro 1.000 Einwohner ausgewiesen, in der Schweiz etwas über 2, in Deutschland etwas unter 2.

Der Vergleich der Inzidenzen in Europa ist daher nur bedingt sinnvoll. Beim Erkrankungsgeschehen ist der Unterschied zwischen diesen drei Ländern, in denen die Impfrate niedriger als im Norden und Süden Europas ist, nicht so stark ausgeprägt. In Österreich meldete die Gesundheitsagentur Ages am Mittwoch einen Anteil von 16 Prozent Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, in der Schweiz sind es 12,6 Prozent, in Deutschland variiert die Auslastung regional stark. Der Anteil im Norden ist gering, Bayern weist eine höhere Auslastung als Österreich aus. Die steigende Tendenz der Fallzahlen ist in allen drei Ländern zu beobachten.

Die - offizielle - höhere Inzidenz hat in Österreich aber insofern Auswirkungen, als in immer mehr Bezirken Ausreisekontrollen verhängt werden, nun auch in Tirol, bald auch in der Steiermark sowie im Waldviertel. In Oberösterreich liegt die Inzidenz nur in sechs Bezirken unter 600.

Im Frühling waren die Kontrollen auf negative Testergebnisse nachweislich wirksam, die Inzidenz nahm im Mittel um sechs Prozent ab, ermittelte damals das Complexity Science Hub von Peter Klimek. "Selbst bei der selben Wirkung würde es jetzt nicht ausreichen", sagt Klimek. Er bezweifelt aber, dass der Effekt jetzt ähnlich ist. Die Kontrolle des 3G-Nachweises muss nun ohnehin am Arbeitsplatz erbracht werden.

Beratungen mit Ländern

Am Freitag will Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein mit den Ländern darüber sprechen, dass für das dritte G (getestet) am Arbeitsplatz nur noch PCR-Tests als Nachweis erbracht werden dürfen. Die Sozialpartner haben ihre Bedenken angemeldet.

Thomas Czypionka, Gesundheitsökonom am IHS, hält es für wichtig, auch Geimpfte ins Testprogramm zu inkludieren, da die Impfdurchbrüche zunehmen. Im Oktober waren 40 Prozent der symptomatischen Covid-Fälle geimpft. Dennoch tragen Ungeimpfte die Hauptlast des Infektionsgeschehens, da mittlerweile 64 Prozent der Bevölkerung geimpft sind.

Vor allem aber prägen Ungeimpfte nach wie vor das Erkrankungsgeschehen sehr stark. Von 304 Covid-Intensivpatienten am Dienstag waren nur 74 vollständig geimpft. Die hohe Belastung der Intensivstationen führt nun erneut in einem Bundesland nach dem anderen zu Verschiebungen planbarer Operationen, am Mittwoch nun auch in der Steiermark. "Die Notfallversorgung ist gesichert", heißt es. Anders formuliert: Die steirischen Spitäler gehen in den Notfallmodus.(sir)