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Nicht schon wieder ein Streichquartett . . . ! Der Stoßseufzer fruchtete nichts. Ganz am Anfang meiner Tätigkeit als Kulturjournalist teilte mich Norbert Tschulik unbarmherzig ein. Streichquartett, Klaviertrio, Violine solo, Violine mit Klavier. Wenn’s ein Sextett war, kam schon mein Verlangen nach üppigen Riesenbesetzungen auf seine Kosten.
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Und heute? Kammermusik wird kaum noch wahrgenommen. Von der Kritik sowieso nicht. Aber auch immer weniger vom Publikum. Selbst für Konzerte mit dem Emerson String Quartet oder dem Julliard String Quartet sind mühelos Karten zu bekommen.
Ein Teil unserer Musikkultur liegt im Sterben.
Was umso bedauerlicher ist, da heute die Impulse für Neue Musik fast nur noch in der Kammermusik stattfinden. Große Orchester, noch immer von der Wirtschaftskrise und den deshalb ausfallenden Sponsorengeldern gebeutelt, wagen es einfach nicht mehr, junge, noch unbekannte Komponisten mit den notwendigen Aufträgen zu versehen. Kammermusikensembles sind da wesentlich wendiger. Und würden es verdienen, auch dementsprechend Gehör zu finden. Denn bei aller Liebe zu den großen Komponisten der Vergangenheit: Dass die Musik spätestens mit Benjamin Britten endet, ist eine Verarmung des Repertoires, die man nicht zu akzeptieren bereit sein sollte.