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Nur keinen Fehler machen

Von Daniel Bischof

Politik

Die TV-Duelle starten - die "Wiener Zeitung" fragt Experten, welche Rolle sie im Wahlkampf spielen.


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Wien. TV-Duelle und Interviews, Elefantenrunden und sonstige Sondersendungen: Noch nie gab es in Österreich vor einer Wahl eine solche Masse an Fernsehterminen. An manchen Tagen gibt es bis zu drei Sendungen. Nachdem am vergangenen Montag Puls 4 den Duellreigen eröffnete, steigen am Dienstag erstmals die Kandidaten im ORF in den TV-Ring: Norbert Hofer trifft als "FPÖ-Joker" auf Ulrike Lunacek (Grüne). Die "Wiener Zeitung" befragte Meinungsforscher und Politikexperten über die Rolle der TV-Duelle im Wahlkampf.

Am wichtigsten sei es bei einem TV-Duell, keine Fehler zu machen, so der allgemeine Tenor der Befragten. "Ein TV-Duell kann leichter verloren als gewonnen werden - etwa, wenn einem Kandidaten etwas Blödes herausrutscht", sagt Eva Zeglovits, Geschäftsführerin des Meinungsforschungsinstitutes Ifes. Zeglovits verweist dabei auf das unmoderierte TV-Duell zwischen Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen im Bundespräsidentschaftswahlkampf 2016. Van der Bellen hatte Hofer mit den Händen damals einen Scheibenwischer gedeutet. Er war dafür heftig kritisiert worden.

Der Politikberater Thomas Hofer wiederum bringt den berühmt-berüchtigten Satz von Norbert Hofer ins Spiel: "Sie werden sich noch wundern, was alles möglich ist." Dieser eine, in einer TV-Diskussion geäußerte Satz sei imagebildend gewesen und habe Hofer bei der Wahl geschadet. "Ein wesentlicher Fehler in einem Duell wird in der Sekundärberichterstattung groß aufgeblasen - auch, wenn es sich um ein Duell handelt, das nicht die meisten Zuschauer hat."

Der Mobilisierungseffekt

Natürlich könne es die eine oder andere Überraschung geben, ergänzt Wolfgang Bachmayer, Geschäftsführer des Meinungsforschungsunternehmens OGM. Durch die Erfahrenheit und das TV-Training würden es die Kandidaten aber größtenteils vermeiden können, Fehler zu machen und in die Fallen ihrer Gegner zu tappen.

Passiere in den TV-Duellen aber nicht Überraschendes, würde sich in der Regel weniger verschieben als gemeinhin erwartet. "Die Duelle dienen in erster Linie der Bestätigung der eigenen Anhänger wie auch jener der Gegner", sagt Bachmayer. Das sei auch wichtig: Man müsse die eigene Wählerschaft mobilisieren und abholen.

"Einem Kandidaten muss schon ein echter Fehler unterlaufen, damit die schon mobilisierten Wähler auf der eigenen Seite von einem ablassen", sagt der Politikberater Thomas Hofer. Aber Demobilisierung sei schon passiert, etwa wenn jemand besonders schlecht gewesen sei.

Neben der Mobilisierung der eigenen Wähler versuche man auch, Unentschlossene anzusprechen - oder Wähler, die sich zwischen zwei Parteien noch nicht entschieden hätten, sagt Zeglovits. "Die Forschung hat gezeigt: Es geht darum, Präferenzen zu stärken oder zu drehen." Unterschiedlich seien aber die Befunde, in welcher Quantität das den Parteien gelinge.

Besonders groß sei die Hebelwirkung aber bei den Unentschlossenen und bei jenen, die sich grundsätzlich nicht so sehr für Politik interessieren würden, so Zeglovits.

Die Nachbereitung der Duelle halten die Befragten allesamt für äußerst bedeutend. "Da geht es natürlich auch um die Deutungshoheit. Die ist durch die sozialen Medien viel bunter geworden", sagt Zeglovits. Oft sei die Nachbereitung wichtiger und bedeutender als die Performance des Kandidaten - außer, es passiere so ein herausragender Fehler, dass das Duell für sich alleine stehe, meint Hofer. "Das Match wird oft erst danach entschieden."

Hohe Zuschauerzahlen

Auch Bachmayer betont, dass die Nachberichterstattung oft von höherer Bedeutung als die Duelle selbst sind: "Es können und wollen gar nicht so viele Menschen bei den Duellen zuschauen." Durch die Berichterstattung oder persönliche Gespräche würden aber viele Menschen dann von dem Duell erfahren.

"Die TV-Duelle haben, obwohl sie immer mehr und vielfältiger werden, hohe Zuschauerzahlen", sagt Eva Zeglovits, Geschäftsführerin des Meinungsforschungsinstitutes Ifes. Bisher habe es geheißen: "Wenn man zu viele macht, werden die Zahlen einbrechen." Das habe sich aber bis jetzt nicht bewahrheitet, sagt Zeglovits. Die Diskussion zwischen Heinz-Christian Strache (FPÖ) und Ulrike Lunacek (Grüne) auf Puls 4 sahen durchschnittlich etwa 314.000 Menschen. Durch die vielen Duelle drohe allerdings auch eine Übersättigung: "So, wie wenn man zu viel gegessen hat", sagt Bachmayer.

Hofer erwartet sich in den kommenden Duellen "keinen zweiten Stronach" - also jemanden, der sich im negativen Sinne in den Duellen wegschieße. "Sowohl Kern, Kurz und Strache sind nicht diejenigen, die das Format gar nicht können." Aufgrund dessen, was er bisher an Vorstellungen gesehen habe, werde es für Kern und Strache an großer Front schwierig werden, Kurz komplett ausrutschen zu lassen. Auch wenn Kurz seine verwundbaren Punkte habe: "Der kann mit 31 nicht komplett sein."

Bachmayer sieht in den TV-Duellen für Christian Kern aufgrund seiner telegenen Art eine "Restchance, etwas an Boden gutzumachen".

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