Arbeitslosigkeit im Dezember leicht rückläufig. Eine Trendwende ist aber nicht in Sicht.
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Wien. Die Arbeitslosigkeit ist im Dezember, wie schon im November, wieder ein Stück weit gesunken. Im Vormonat waren um 0,9 Prozent weniger Menschen auf Jobsuche. Vor allem bei Jugendlichen unter 25 Jahren und in konjunktursensiblen Branchen wie Bauwirtschaft (minus 5,3 Prozent) und Produktion (minus 4,3 Prozent) sinkt die Arbeitslosenrate derzeit spürbar. Gestiegen ist sie hingegen im Gesundheits- und Sozialwesen sowie in der Gastronomie. Dort gab es ein Plus von 4,4 beziehungsweise 1,3 Prozent. Trotz sinkender Zahlen ist von einer Trendwende noch nicht die Rede.
Inklusive der Schulungsteilnehmer waren im Vormonat 471.169 Personen beim Arbeitsmarktservice (AMS) als jobsuchend gemeldet. Das sind um 4266 Personen weniger als im Vorjahreszeitraum. Der leichte Rückgang ist dem Beschäftigungszuwachs zu verdanken. Die Anzahl der gemeldeten offenen Stellen erhöhte sich um 42 Prozent auf 41.841. Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten ist um 1,8 Prozent, also um 63.000 Personen, auf 3,49 Millionen gestiegen.
Kein Rückgang erwartet
Von einer echten Trendwende und einem langfristigen Rückgang ist aber noch nicht Rede, erklärte Sozialminister Alois Stöger am Montag. "Wir hatten jetzt zwei stabile Monate auf hohem Niveau", sagt Julia Bock-Schappelwein vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) zur "Wiener Zeitung". Vor allem die kommenden zwei Monate würden Unsicherheiten bergen, was etwa den stark wetterabhängigen Wintertourismus betrifft.
Wie sich der Stellenmarkt entwickelt, hängt nicht an letzter Stelle von der Konjunktur ab. Für heuer rechnet das Wifo mit einem Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent. Das wird zwar für eine leichte Entspannung am Arbeitsmarkt sorgen, ist aber noch nicht genug, um die Arbeitslosenrate zu senken. Sinken soll diese erst ab 2020, erklärt AMS-Chef Johannes Kopf im Ö1-Mittagsjournal. Weil "dann demografisch bedingt die Bevölkerung in Österreich schon wieder deutlich rückläufig wäre".
"Wir haben eine Reihe von Unsicherheitsfaktoren", so Bock-Schappelwein. Vor allem für Flüchtlinge und gering qualifizierte Männer sei es zunehmend schwieriger, einen Job zu finden. Sieht man sich die Arbeitslosenstatistik im Detail an, so fällt es manchen Gruppen besonders schwer, eine Stelle zu finden. Denn die Anforderungen an die Arbeitnehmer steigen.
Bei Ausländern ist die Arbeitslosigkeit um 5,6 Prozent auf 145.596 und bei älteren Personen über 50 Jahren um fünf Prozent auf 119.327 gestiegen. Außerdem waren im Dezember 28.125 anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte als jobsuchend beim AMS gemeldet. Das ist um ein Drittel mehr als im Dezember 2015.
AMS-Chef Johannes Kopf relativiert die Zahlen im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Dass es mehr ältere Arbeitslose gebe, liege daran, dass es generell mehr ältere Beschäftigte gebe. In dieser Gruppe sei die Arbeitslosenrate auch ganz leicht gesunken, aber eben weniger stark als im Österreich-Schnitt. "Nicht alle konnten vom Aufschwung gleichermaßen profitieren", sagt er.
Mehr Flüchtlinge auf Jobsuche
2016 haben sich zusätzlich 10.000 anerkannte Asylwerber beim AMS als jobsuchend gemeldet. "Wir haben mit bis zu 30.000 gerechnet, aber es waren weniger", erklärt Kopf. Das liege auch daran, dass viele, die 2015 und Anfang 2016 nach Österreich gekommen sind, noch im Asylverfahren sind. Eine Detailauswertung des AMS zeigt: Zehn Prozent jener Flüchtlinge, die sich 2015 beim AMS gemeldet haben, hatten Ende Juni 2016 einen Job. Ende November waren es schon 15 Prozent, wie Kopf erklärt. Das ist ein höherer Wert als etwa in Deutschland.
"Wir müssen geduldig mit diesen Menschen sein", sagt er. Die Jobsuche gestaltet sich für Geflüchtete besonders schwierig. Zum einen ist die Sprache ein Hindernis. Zum anderen sind die im Ausland erworbenen Qualifikationen und Ausbildungen nicht vergleichbar. Und: Zwei Drittel der anerkannten Asylwerber kommen nach Wien.
Dort ist die Arbeitslosenquote mit 15 Prozent österreichweit am höchsten. Während im Westen die Arbeitslosigkeit deutlich sinkt, ist sie in Wien und Niederösterreich abermals gestiegen (siehe Grafik). Tirol hat laut Kopf die niedrigste Arbeitslosenrate seit vier Jahren. Es gibt einen geografischen Missmatch, was Angebot und Nachfrage an Arbeitskräften betrifft.