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"Nur net hudeln" auf der Elite-Baustelle Ista

Von Katharina Schmidt

Politik

Elite-Uni in Maria Gugging: Keine Eile bei der Umsetzung. | Wissenschafter werden ab dem kommenden Herbst rekrutiert. | Wien. "Kommt Zeit, kommt Rat - und dann kommen auch die Wissenschafter." Nach diesem Motto scheinen derzeit die Verantwortlichen für das im niederösterreichischen Maria Gugging geplante "Institute of Science and Technology - Austria" (Ista) vorzugehen. Denn entgegen der optimistischen Einschätzung von ÖVP-Wissenschaftsminister Johannes Hahn, die Forschungsarbeit an der Elite-Uni könne bereits Ende 2007 beginnen, soll erst im kommenden Herbst die Suche nach "den weltbesten Wissenschaftern" starten, wie Ista-Geschäftsführer Gerald Murauer erklärt.


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Dass die ersten Forscher dann erst im Frühjahr 2008 nach Gugging kommen, ist für Murauer durchaus vorstellbar: "Wenn wir uns mit Leuten zufrieden geben, die die Uni Wien auch bekommen würde, dann macht das Ista keinen Sinn." Von der Dauer für die Rekrutierung der Forscher und die Errichtung der Labors sei auch der Zeitplan für den Einzug der Studenten abhängig - wann der Unterricht beginnen kann, will er noch nicht abschätzen.

Auch die Bauarbeiten, die das Land Niederösterreich mit 80 Millionen Euro finanziert, werden noch einige Zeit beanspruchen.

Patienten werden im Herbst umgesiedelt

Zwar wurde das Verwaltungsgebäude bereits 2006 umgebaut, Murauer arbeitet bereits dort, die restlichen Bauten - Studentenwohnheime, Vorlesungsräume, Labors und Infrastruktur - auf dem rund 18 Hektar großen Areal können allerdings erst dann umgebaut beziehungsweise neu errichtet werden, wenn die Patienten der Nervenheilanstalt in Gugging anderweitig untergebracht sind. Und das wird erst im September oder Oktober geschehen.

Konkrete Planungsschritte gibt es aber bereits: Bei der Kuratoriumssitzung am 29. Mai wird der Masterplan abgesegnet, im Juli wird das "Scientific Board" - also der Wissenschaftsrat, dem unter anderem Haim Harari und Anton Zeilinger angehören - das erste Mal tagen. Auch läuft derzeit die Ausschreibung für den großen Hörsaal, der laut Masterplan rund 200 Personen fassen soll.

Probleme hat es zuletzt mit der Finanzierung gegeben. Der Bund, der mit dem weitaus größeren Brocken als Niederösterreich an der Finanzierung beteiligt ist, kam jüngst nämlich in Zahlungsverzögerungen. Die erste Rate in der Höhe von 600.000 Euro wurde erst vor zwei Wochen überwiesen. Laut Wissenschaftsministerium lag dies an administrativen Problemen im Zusammenhang mit dem Regierungswechsel.

Zahlungen der Republik verspätet eingelangt

Auch Claus Raidl, Generaldirektor der Böhler-Uddeholm und Ista-Kuratoriumsvorsitzender, meint, "das muss sich erst einspielen, aber ich bin optimistisch". Er habe bereits Gespräche mit Finanzminister Wilhelm Molterer geführt - man sei nun "auf einem sehr guten Weg", was den reibungslosen Ablauf künftiger Zahlungen betrifft.

"Ich glaube nicht, dass dadurch das Ista-Projekt in Frage gestellt wird", sagt Christoph Kratky, Präsident des ebenfalls am Ista beteiligten Wissenschaftsfonds. In Sachen Zeitplan zeigt sich auch er davon überzeugt, dass "gute Wissenschaftspolitik Zeit braucht". Er geht weiter als Murauer: "Innerhalb einer Legislaturperiode wird sich da nicht viel tun."

Budget für heuer wird nicht ausgeschöpft

Die Republik hat sich dazu verpflichtet, innerhalb von zehn Jahren insgesamt 195 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. In den ersten fünf Jahren sind je 15 Millionen fällig, vom sechsten bis zum neunten Jahr sind es je 20 Millionen und im letzten Jahr 40 Millionen Euro. Zusätzlich wird der Bund vom Ista selbst aquirierte Beträge mit bis zu 95 Millionen Euro aufstocken. Von privater Seite haben etwa die Industriellenvereinigung 30 Millionen und Raidls Böhler-Uddeholm eine Million Euro an Finanzspritzen versprochen.

Da die Uni heuer die 15 Millionen wegen der Zeitverzögerung nicht ausschöpfen wird, hat SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal vorgeschlagen, das Geld den anderen Unis zur Verfügung zu stellen. Laut Wissenschaftsministerium kann das Budget formalrechtlich aber gar nicht umgeschichtet werden.

Und auch Raidl erklärt, dass "wir im ersten Jahr die 15 Millionen nicht brauchen, dafür aber umso mehr in den kommenden Jahren - das wird dann intern geregelt".