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Nur noch Abbau

Von Karl Leban

Wirtschaft

Assets zu verwerten gehört bei der Hypo seit der Verstaatlichung zum Tagesgeschäft.


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Wien. Nichts soll von der Kärntner Pleitebank eines Tages übrig bleiben. Abbau, im Banker-Fachjargon ein Synonym für das Runterfahren der Bilanzsumme, ist deshalb das Kernthema. Seit der Verstaatlichung geht es darum, Assets der Bank loszuschlagen. Angesichts von Vermögenswerten in zigfacher Milliardenhöhe eine Mammutaufgabe, mit der nebst externen Verwertungsprofis zurzeit 1250 von insgesamt 6000 Hypo-Mitarbeitern beschäftigt sind.

Bisher ist der Abbau über interne Einheiten in der Bankengruppe gelaufen. Zukünftig erfolgt er zentral über eine eigene Gesellschaft.

Diese Sondergesellschaft, in die Vermögenswerte im Gesamtvolumen von 17,8 Milliarden Euro verfrachtet werden, soll ihre Tätigkeit ab November aufnehmen. Sie wird keine Banklizenz haben und somit nicht den strengen Kapitalvorgaben für Banken unterliegen. Dies soll beim weiteren Abbau helfen. Der Steuerzahler muss weniger große Kapitallöcher stopfen.

Sonderfall Balkan-Banken

Unter den Titel Abbau fällt auch der Verkauf operativer Hypo-Teile, die allerdings nicht der künftigen Verwertungsgesellschaft eingegliedert werden. Damit gemeint sind die Tochterbanken in Südosteuropa. Nach EU-Vorgaben muss ihr Verkauf bis spätestens Mitte 2015 besiegelt sein (Signing). Ein Bieterverfahren läuft bereits, sieben Interessenten rittern derzeit um das Balkan-Netzwerk der Hypo. Sofern alles klappt, könnte es das Signing dem Vernehmen nach noch im Juli geben. Nicht in die künftige Abbaugesellschaft kommt auch die Hypo Italien. Ob sie nun verkauft oder abgewickelt wird, ist noch offen.

Besonders aufwendig und zeitintensiv ist der Hypo-Abbau freilich, wenn es darum geht, unzählige Liegenschaften und Mobilien wie Autos, Motorboote, Industriemaschinen oder gar Kleinflugzeuge, die nach dem Ausfall von Krediten und Leasingforderungen als Sicherheiten eingezogen wurden, zu Geld zu machen. Nicht immer sind Marktpreise zu erzielen. In wenigen Monaten wird auch der Abverkauf eingezogener Sicherheiten über das im Finanzministerium angesiedelte Abbauvehikel abgewickelt werden.

Jüngstes Beispiel für einen angelaufenen Verkauf ist das Hotel Lisanj in Novi Vinodolski, einer Kleinstadt mit mehr als 5100 Einwohnern an der kroatischen Adria-Küste, unweit von Rijeka und Crikvenica. Das direkt am Meer gelegene Hotel - es hat 223 Doppelzimmer - ist seit dieser Woche zum Verkauf ausgeschrieben.

Über eine ihr gehörende kroatische Immobilienfirma namens Vinodol Imovina hat die Hypo dieses Resort im Juli 2013 aus der Konkursmasse ihres Schuldners Hoteli Novi d.d. übernommen, womit offene Kreditforderungen der Kärntner Bank in Eigentum umgewandelt wurden. Das Hotel Lisanj ist eines von vielen Bettenburgen am Balkan, die nach Kreditausfällen in den Besitz der Hypo als Gläubigerbank übergegangen sind. Mit seinen drei Sternen kann es jedoch mit Luxusobjekten wie etwa dem Kempinsky in Istrien und dem Le Meridien Lav in Split, die der Hypo Alpe Adria nach einem schiefgelaufenen Geschäft ebenfalls "zugefallen" sind, nicht mithalten.

Der Löwenanteil an eingezogenen Sicherheiten, von denen das Institut immer wieder auch neue hereinbekommt, wenn faule Kredite nicht mehr zu restrukturieren sind, entfällt mit zirka 96 Prozent auf Immobilien. Für die Verwertung der Immobilien ist bei der Hypo eine in Wien ansässige Tochter, die Probus Real Estate, zuständig. Sie managt die jeweiligen Verkaufsprozesse und wird das wohl auch unter der künftigen Abbaugesellschaft tun. Neben den bereits erwähnten Hotelimmobilien geht es dabei auch um unbebaute Grundstücke, Villen, Einfamilienhäuser, Wohnungen.

Motorboothändler

Beim Verkauf von Mobilien greift die Bank indes neben Auktionen und Messen auf einen eigenen Marktplatz im Internet, die "Alpe Adria Asset Platform", zurück. Auch diese Kanäle wird die neue, zentrale Abbaugesellschaft bei ihrer Verwertungstätigkeit künftig wohl weiter nutzen. Über die eigene Plattform wird jedenfalls eine Vielzahl an gebrauchten beweglichen Gütern angeboten. PS-starke Straßenflitzer und Edelkarossen deutscher und italienischer Hersteller sind dabei unter anderem ebenso angepriesen wie Lastkraftwagen und Yachten. Die Standorte dieser Mobilien befinden sich vor allem in Balkanländern wie etwa Kroatien, Serbien und Montenegro - alles Länder, in denen die Bank seinerzeit ihre letztlich fatale Großexpansion mithilfe der Milliarden-Haftungen des Landes Kärnten vorangetrieben hatte.

Hypo-Schuldenschnitt

Österreichs Entscheidung für einen Schuldenschnitt bei der verstaatlichten Krisenbank Hypo Alpe Adria wird laut dem deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble unter den EU-Finanzministern kritisch gesehen. "Wir haben alle erhebliche Probleme dabei, ich habe es auch meinem österreichischen Kollegen gesagt", meinte Schäuble bei einem Vortrag des Centrum für Europäische Politik in Freiburg. Österreich will die Inhaber nachrangiger Hypo-Anleihen an den Abwicklungskosten der 2009 notverstaatlichten Bank beteiligen. Sie sollen ihr Geld nicht zurückbekommen, obwohl das Land Kärnten für die Papiere im Gesamtvolumen von rund 900 Mio. Euro garantiert.