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Nur ohne Handy, hearst

Von Christina Böck

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Wien ist nicht #Wien. Sondern #Hearst. Oder #Oida. Nein, so meint der Wien Tourismus das gar nicht. Eine Kampagne soll die Besucher der Bundeshauptstadt daran erinnern, dass das Leben nicht nur durch den Hashtag-Filter der Sozialen Medien gesehen werden sollte. Bereits im Vorjahr wurde deutschen und britischen Touristen nahegelegt, das Handy daheim (oder im Hotel) zu lassen und die Pracht der Stadt nur durch die eigenen Augen auf sich wirken zu lassen. Nun wird die Botschaft auch im smartphone-affinen Silicon Valley verbreitet. Die Idee des Digitalen Detoxing ist dort nicht neu und gehört zum Wellness wie Yoga mit Ziegen und der Chia-Matcha-Tee mit Eigenurin. Insofern ganz gewitzt, eine Zielgruppe anzusprechen, die ihr Leben ohnehin bewusster gestalten will. Freilich auch riskant, denn der Wien-Tourismus lebt natürlich auch von den Millionen Fotos, die begeisterte Menschen von Schönbrunn und Co. auf Instagram posten.

Die Menschen werden bei ihren Reisen immer rücksichtsloser. In Rom zum Beispiel wurden zuletzt einige Touristen dabei erwischt, wie sie ihre Initialen in das Kolosseum geritzt haben. Mehr Aufseher und mehr Videokameras sollen Abhilfe schaffen. Diese Entwicklung muss nicht unbedingt mit den Sozialen Medien zusammen hängen. Es kann aber durchaus ein Grund sein, dass man die Sehenswürdigkeiten durch den Filter der Handykamera gar nicht mehr als real und respekteinflößend wahrnimmt. Man hat ja sein Foto, was danach kommt, kann einem egal sein.