EU macht Druck für Kopenhagen. | Erschreckende Zahlen für USA, Kanada, Australien. | Brüssel. Drei Wochen vor dem Start der Weltklimakonferenz in Kopenhagen hatte Umweltkommissar Stavros Dimas am Donnerstag eine gute und zwei schlechte Nachrichten zur Erfüllung des Kyoto-Protokolls: Die EU als Ganzes wird ihre Ziele zur Reduzierung ihrer Treibhausgasemissionen von minus acht Prozent bis 2012 gegenüber 1990 wahrscheinlich sogar noch übertreffen. | Interview mit Umweltminister Nikolaus Berlakovich | Reaktionen
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Schon vor dem Einsetzen der Wirtschaftskrise konnten bei einem Wirtschaftswachstum von 44 Prozent gegenüber 1990 Abgaseinsparungen von fünf Prozent erzielt werden. Österreich wird sein individuelles Reduktionsziel von 13 Prozent jedoch als einziger der 15 alten EU-Staaten verfehlen, heißt es im Bericht der EU-Kommission. 2007 lag Österreich mit 88 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten um neun Millionen über dem Wert von 1990; eine Steigerung um 11,4 Prozent.
Die Großen hinken nach
Ebenfalls weit von ihren Kyoto-Verpflichtungen entfernt rangieren die anderen großen Industrieländer: So haben die USA das UNO-Protokoll zwar unterzeichnet, dann jedoch nicht ratifiziert. Statt der ursprünglich zugesagten minus 7 Prozent Treibhausgase seien sie 2007 bei plus 16,3 Prozent gelegen, sagte Dimas. Kanada erhöhte um 26 Prozent, statt um 6 zu reduzieren; und Australien hätte sich zwar um 8 Prozent steigern dürfen, schnalzte seine Emissionen aber um 28 Prozent in die Höhe.
Die EU könne dagegen im Idealfall sogar minus 13,1 Prozent erreichen, schreibt die Kommission in ihrem Bericht. Trotz des Wermutstropfens der österreichischen Bilanz habe die EU ihre Vorreiterrolle im Klimaschutz bekräftigen können, meinte Dimas. Es handle sich um ein rechtzeitiges Signal vor der UN-Konferenz in Kopenhagen. Er bekräftigte, dass die Union mit ihren Reduktionszielen von 20 Prozent bis 2020 gegenüber 1990 ihre Hausaufgaben gemacht habe.
Dieses Ziel soll folgendermaßen erreicht werden: Die Industrie muss über das Europäische Emissionshandelssystem ETS 21 Prozent ihrer Abgase gegenüber 2005 einsparen. Aus ihren Schloten kommen in etwa 60 Prozent der EU-Emissionen. Der restliche Bereich wie Verkehr oder Hausbrand muss um 10 Prozent reduzieren.
Die EU will vorangehen
Dimas wollte am Donnerstag nicht in den Chor der Pessimisten einstimmen, die in Kopenhagen mit keinem Übereinkommen für die Zeit nach 2012 rechnen. Er bekräftigte, dass die EU bereit sei, ihre Reduktionsziele bis 2020 auf 30 Prozent aufzustocken, wenn die anderen Industrieländer mitmachen. Leider sei das noch nicht absehbar; die bisherigen Angebote lägen zwischen 9 und 17 Prozent. Voraussetzung für die Rettung des Weltklimas seien auch deutliche Zugeständnisse der großen Schwellenländer wie China, Indien oder Brasilien. Wichtige Elemente des Kyoto-Protokolls wie verpflichtende Abgas-Reduktionsziele müssten beibehalten werden.
Das für Österreich unerfreuliche Ergebnis werde die Regierung hoffentlich anspornen, zusätzliche Anstrengungen zu unternehmen, sagte der Kommissar. Schuld am schlechten Abschneiden sind vor allem jene Bereiche, die nicht dem ETS unterliegen. Im Schnitt um 10,2 Millionen Tonnen pro Jahr oder 12,9 Prozent der Emissionen von 1990 liegt das Land hier über den Vorgaben.