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"Nur pointiert formuliert"

Von Bernd Vasari

Politik

Burschenschafter Maximilian Krauss, Kandidat der FPÖ für den Posten des Stadtschulratsvizepräsidenten, wehrt sich erstmals öffentlich gegen Vorwürfe. Parteichef Heinz-Christian Strache lässt ihn dabei nicht alleine.


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Wien. Der Posten des Stadtschulratsvizepräsidenten hat in den vergangenen Tagen so viel Aufmerksamkeit bekommen wie wahrscheinlich noch nie zuvor. Anlass für die Aufregung war die für das Amt vorgesehene FPÖ-Nominierung des 21-jährigen Burschenschafters Maximilian Krauss. Denn dieser hatte sich in seiner bisherigen politischen Tätigkeit mit Forderungen wie etwa der chemischen Kastrierung von Kinderschändern einen Namen gemacht hat. Auch mit seinen politischen Kontrahenten ging er verbal wenig zimperlich um. So bezeichnete er SPÖ-Chef Michael Häupl als "Türken-Bürgermeister" und Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) als "Moslem-Staatssekretär". Am Freitag hat sich der Burschenschafter bei einem Pressetermin in den FPÖ-Räumlichkeiten erstmals selber zu Wort gemeldet.

Flankiert wurde er dabei vom Wiener Klubobmann Johann Gudenus und von Heinz-Christian Strache, seines Zeichens Bundesparteiobmann, Bundesklubobmann und Wiener Landesparteiobmann. Letzterer ist nicht nur in den FPÖ-Funktionen und an den Wänden des Presseraums allgegenwärtig - an allen vier Seiten hängt mindestens ein Strache-Poster - sondern auch bei der Pressekonferenz. In lautem Tonfall verteidigt er seinen Schützling - den er "Maxi Krauss" nennt - mit einem Rundumschlag gegen SPÖ, ÖVP, Grüne und SOS Mitmensch.

Diese würden gegen Krauss hetzen, ist sich der FPÖ-Chef sicher. Dabei habe der 21-jährige Jus-Student gar nichts angestellt. Einmal mehr hebt Strache hervor, dass es an Burschenschaften nichts auszusetzen gebe. Er nennt Victor Adler, Ferdinand Lassalle und Theodor Herzl, die ebenfalls in Burschenschaften waren. Krauss, Mitglied der schlagenden Burschenschaft Aldania, sei daher in guter Gesellschaft.

Strache: "Nichts Verwerfliches an Kastration"

Zur Aussage des Jungpolitikers, dass Kinderschänder chemisch kastriert werden sollten, sagt Strache, dass "medizinisch" hier zwar das bessere Wort gewesen wäre, aber daran an sich nichts verwerflich sei. "Das ist ein vernünftiges System, das auch in anderen Ländern gelebt wird." Krauss, der Strache während seiner Rede immer wieder zunickt, habe sich erlaubt, die Wahrheit zu sagen, "das gefällt dem linken Mainstream nicht", meint der FPÖ-Chef.

Die von Krauss in einem "Standard"-Interview geforderten reinen Ausländerklassen, "in denen Leute mit Migrationshintergrund drinnen sind, die nicht ausreichend Deutsch können", verteidigt Strache. "So könnte man einem Scheitern am Arbeitsmarkt zuvorkommen. Das soll nur zum Vorteil der Kinder sein."

Krauss selbst klagt über das angeblich falsche Bild, das in den Medien über ihn vermittelt worden sei. "Als junger Mensch soll man durchaus auch einmal pointiert formulieren dürfen, um Themen anzusprechen." Sein Ziel sei kein rassistisches. "Ich will keine generelle Separierung von Inländern und Ausländern. Da bin ich falsch verstanden worden." Vielmehr wolle er, dass alle besser im Unterricht mitkommen. Er fordert daher verpflichtende Deutschtests vor Schuleintritt für alle Kinder. Auf sein junges Alter hingewiesen, streicht der Burschenschafter hervor, dass er bereits seit acht Jahren politisch aktiv sei.

Angesichts der massiven Kritik im Vorfeld hätte man erwarten können, dass Krauss sich dieser voll und ganz stellen würde. Stattdessen preschen immer wieder Strache und Gudenus vor, um den 21-Jährigen zu verteidigen. Als Krauss auf seine Aussage "Türken-Bürgermeister" angesprochen wird, fällt Strache dem jungen Politiker ins Wort. "In Wahrheit hat er mich zitiert", betont der FPÖ-Chef und fährt gleich eine weitere Attacke gegen den Bürgermeister.

Die Verteidigung zur Krauss-Aussage "Moslem-Staatssekretär" übernimmt Gudenus, der einmal mehr betont, dass eine Nicht-Nominierung durch den zuständigen Bürgermeister einem Verstoß gegen geltendes Verfassungsrecht gleichkomme.

Häupl: Aussagen von Krauss "keine Empfehlung"

Für Häupl ist die Nominierung von Krauss "natürlich" eine Provokation der FPÖ. Denn gewöhnlich werde über die Bestellung vorher gesprochen. Das sei aber dieses Mal nicht passiert. Sprechen will er jedenfalls mit dem Kandidaten: "Ich möchte mir selbst ein Bild machen."

Die Aussagen, die Häupl derzeit von ihm kenne, seien aber "keine Empfehlung für diese Funktion". Der Bürgermeister sprach am Freitag von "bemerkenswerten Zitaten". Dass Krauss etwa die chemische Kastration von Kinderschändern gefordert habe, sei Wahnsinn: "Wir leben ja nicht im Mittelalter." Die Tatsache, dass Krauss schlagender Burschenschaft ist, wäre für Häupl hingegen kein Hinderungsgrund: "Das hatten wir alles schon, wenn ich etwa daran denke, was wir in der schwarz-blauen Regierung erlebt haben." Es gebe in den Burschenschaften Mitglieder, die "keine Faschisten oder Nazis" seien. Gelassen reagierte der Stadtchef auf die Titulierung als "Türken-Bürgermeister". Denn: "Von der FPÖ bin ich sogar noch Schlimmeres gewohnt. Beleidigen kann er mich nicht."

Bevor Häupl mit Krauss redet, wird er wohl erst auf Urlaub geben, wie er ankündigte. Es gebe jedoch keine große Eile, bekräftigte er. Es gebe derzeit einen Vizepräsidenten im Stadtschulrat und damit keinen Entscheidungsdruck: "Eigentlich könnten wir die Diskussion damit beenden."