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Nur schwache Opec-Beruhigungspille

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Ölpreis verharrt nahe Rekordhoch. | Förderquoten leicht angehoben. | Wien. Trotz des zuletzt wieder nahe an sein Allzeit-Hoch herangekletterten, um gut ein Viertel über dem Vorjahresniveau liegenden Rohölpreises haben die Ölminister der Organisation Erdöl exportierender Staaten (Opec) bei ihrer Konferenz in Wien am Dienstag lediglich einer eher symbolischen Anhebung der Fördermenge um 500.000 bis maximal eine Million Fass pro Tag zugestimmt.


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Das bedeutet in der Praxis lediglich eine nachträgliche Sanktionierung der zuletzt ohnehin überschrittenen offiziellen Förderquoten. Die Ölförderung jener zehn von zwölf OPEC-Staaten, für die die Quote gilt, liegt derzeit knapp eine Million Fass über den vereinbarten Grenzen von 25,8 Millionen Fass.

Die Mehrheit der Opec-Mitglieder hatte im Vorfeld der Konferenz jede Anhebung der Förderung abgelehnt, die Märkte seien gut mit Öl versorgt. Saudiarabien und die Golfstaaten hingegen hatten sich geneigt gezeigt, den Appellen zum Aufdrehen des Ölhahns - unter anderem von den USA, der Internationalen Energie Agentur (IEA) und zuletzt dem Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung - zu folgen und damit einen befürchteten weiteren massiven Anstieg des Ölpreises zu verhindern. Im Verlauf der Sitzung verdichteten sich die Hinweise, dass die vom wichtigsten Ölexporteur Saudiarabien angeführten Befürworter eines Signals zur Beruhigung der Märkte sich durchsetzen würden.

Appelle der USA, der IEA und vom DIW

Die IEA erwartet in den kommenden Monaten einen auf 88,1 Millionen Fass pro Tag steigenden Welt-Ölbedarf - die Opec selbst prognostiziert nur 81, 1 Millionen Fass - bei gleichzeitig weiterem Rückgang der Lagerbestände. Das DIW befürchtet für den Fall eines kalten Winters den Anstieg der Rohölpreise auf 85 Dollar pro Barrel (159 Liter).

Der amtierende OPEC-Präsident Mohamed al Hamli von den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) erklärte, die "Unberechenbarkeit" des internationalen Ölmarktes sei "ohne jeden Zweifel" nicht ein Ergebnis einer Rohölknappheit. Allerdings werde man "rechtzeitig und adäquat reagieren", wenn es Hinweise auf eine Verknappung gebe. Opec-Generalsekretär Abdullah al-Badri betonte, er sei zwar "nicht besorgt über die Öllagerbestände und die Ölproduktion". Sorge bereite der Opec aber "der Zustand der Finanzmärkte".

Die internationalen Ölpreise haben unterdessen erneut an ihrer Rekordmarke gekratzt. In New York hat US-Leichtöl beinahe den historischen Höchststand von 78,77 Dollar Anfang August geknackt. Am Dienstag notierte US-Öl bei 77,53 Dollar, in London stieg die Nordseesorte Brent auf 75,51 Dollar je Fass. Zu der Unsicherheit über den weiteren OPEC-Kurs kamen auch noch mehrere Anschläge auf Erdölund -gasleitungen in Mexiko, dem fünftgrößten Ölproduzenten der Welt sowie die Sorgen über weitere Hurrikans in den USA.