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Nur Verlierer im Kampf um den ANC-Vorsitz

Von Alexander Dworzak

Politik

Parteitag von Südafrikas ANC Zerrissenheit und internen Frust offen.


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Maugang/Wien. An seiner Wiederwahl bestehen kaum Zweifel - und dennoch zählt Jacob Zuma bereits im Vorfeld zu den Verlierern. Ab Sonntag findet der Parteitag des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) in Maugang statt. So unzufrieden sind einige Mitglieder mit ihrem Parteichef Zuma, der auch an der Spitze des Staates steht, dass sich der 70-Jährige einem Gegenkandidaten stellen muss.

Herausforderer ist ausgerechnet Zumas Vize als Staatsoberhaupt, Kgalema Motlanthe. Lange zögerte der Ex-Gewerkschaftsführer mit einer Kandidatur; nun führt er das Lager der Unzufriedenen an - und kann selbst nichts gewinnen. Denn sechs der neun Provinzen stehen laut Analysten hinter Zuma. Motlanthe muss also nach dem Parteitag um seinen Job als Vizepräsident bangen; kaum vorstellbar, dass Zuma einen offenen Kritiker als seinen Stellvertreter weiter toleriert.

4500 Delegierte entscheiden nicht nur, wer den ANC in den kommenden fünf Jahren führt. Der Sieger des Rennens ist auch aussichtsreichster Kandidat für die Präsidentschaftswahlen 2014. Zuma, der das Amt seit 2009 innehat, möchte nochmals antreten. In der Amtszeit des mit vier Frauen verheirateten Vaters von 21 Kindern gelang es jedoch nicht, die gravierenden wirtschaftlichen und sozialen Probleme in den Griff zu bekommen: Weiter sind 25 Prozent der Bevölkerung arbeitslos, jeder Zweite muss mit weniger als zwei Euro am Tag auskommen. Dass die Polizei im August 34 streikende Minenarbeiter erschoss, war symptomatisch für die Krise des Landes.

"Viele Politiker haben den moralischen Kompass verloren", schrieben die Kirchen des Landes in einem offenen Brief an Zuma. Sie fordern ebenso wie Gewerkschaften und Unternehmer eine Abkehr von Korruption und Misswirtschaft. Zuma ist zentrales Ziel dieser Kritik: Er soll Staatsgelder abgezweigt haben, seine Freunde und Angehörige sind in dubiose Geschäfte verwickelt. Vom Geschäftsmann Schabir Shaik erhielt der Präsident vier Millionen Rand (350.000 Euro) mit der Begründung, die Ausbildung von Zumas Kindern unterstützen zu wollen. Das Staatsoberhaupt solle keine finanzielle Last tragen, damit er sich um die Amtsgeschäfte kümmern könne, zitiert die Zeitung "Mail&Guardian" die skurrile Darstellung Shaiks.

ANC noch unangefochten

Die Probleme des Landes sind untrennbar mit der Krise des ANC verbunden. Seit Ende der Apartheid 1994 hat die Bewegung in jeder Wahl mehr als 60 Prozent der Stimmen errungen. Doch keinem der Nachfolger von Nelson Mandela gelang es auch nur annähernd, aus dem Schatten des Friedensnobelpreisträgers zu treten. Die Sammelbewegung ANC navigiert orientierungslos zwischen den unterschiedlichen politischen Strömungen.

Lediglich den treuen Stammwählern verdankt der ANC, dass bei den Präsidentschaftswahlen 2014 wohl wieder ihr Kandidat als Sieger hervorgeht. Umso wichtiger ist für Zuma ein überzeugendes Abschneiden beim Parteitag. Zudem profitiert der ANC davon, dass die oppositionelle Demokratische Allianz noch immer als "Partei der Weißen" wahrgenommen wird.