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Auch "Marlboro" werden teurer. | Werbung in den Trafiken würde das Monopol aushebeln. | Wien. "Es bleibt uns gar nichts anderes übrig": Auch Jacek Olczak, Generaldirektor für Deutschland und Österreich beim weltgrößten Tabakkonzern Philip Morris, wird zum Jahresanfang die Zigarettenpreise um 20 bis 30 Cent pro Packung anheben. Das jüngst zwischen dem Finanzminister und den - nach dem Wegfall der 25-Stück-Einfuhrbeschränkungen aus den neuen EU-Nachbarländern um ihre Umsätze bangenden - Trafikanten ausgehandelte Maßnahmenpaket sieht unter anderem eine um 10 Prozent höhere Handelsspanne vor - "da können sie auch ohne Taschenrechner diesen Preisschub ausrechnen".
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Wie seine Kollegen bei Marktführer Austria Tabak, Imperial Tobacco und British American Tobacco (BAT) kritisiert auch der mit rund 30 Prozent Marktanteil zweitgrößte Zigarettenlieferant des Landes ("Marlboro", "L&M) das "Trafikantenpaket": Es bringe den Trafikinhabern nur eine kurze Verschnaufpause. Durch die steigenden Preise würde erst recht wieder die Konkurrenz durch steigende legale und illegale Einfuhren aus dem Ausland zunehmen.
Infos gegen Schmuggel
Um den Zigarettenschmuggel einzudämmen, setzt Philip Morris seit einiger Zeit europaweit zahlreiche Initiativen, in Österreich aktuell einmal mehr mit einer Aufklärungskampagne. Bis Weihnachten sollen 50.000 Infobroschüren verteilt werden, in denen vor "bedenklichem Ankauf" geschmuggelter Zigaretten gewarnt wird, die oft gefälscht und daher noch mehr gesundheitsschädlich seien: "Kaufen Sie nur Originalware in der Trafik".
Finanzminister Wilhelm Molterer sollte vielleicht doch noch das Gespräch mit der Industrie suchen, meint man. Es sei ein sehr ungewöhnlicher "business style", dass man bis heute keine konkreten Unterlagen erhalten habe und nur via Medien mit der Administration kommunizieren könne, klagte Olcak am Mittwoch vor der Presse in Wien.
"Wir sollen nur zahlen": Etwa auch für die Produktwerbung in Trafiken, die den Tabakhändlern laut dem Paket in Zukunft ebenfalls Zusatzeinkünfte ermöglichen soll. Auch diese Regelung ist wenig durchdacht, kritisieren die Philip Morris-Manager: Dem Tabakmonopolgesetz nach unterliegen die Trafiken einem Wettbewerbsverbot. Das werde nun ausgehebelt, denn selbstverständlich sei es für eine werbende Firma weit interessanter, an einem stark frequentierten Platz vertreten zu sein.
Lob gab es hingegen für den Versuch des Finanzministeriums, doch wieder eine niedrigere Einfuhrgrenze als die von der EU vorgesehenen 800 Stück - vier Stangen - einzuführen: Mehr als 200 Stück - eine Stange - sollen nur dann eingeführt werden dürfen, wenn die Warnhinweise auf der Packung in deutscher Sprache aufgedruckt sind. Man hofft dabei, in Brüssel mit gesundheitspolitischen Argumenten durchzukommen, bis das Preisniveau in den Nachbarländern annähernd das österreichische erreicht hat.
Derzeit sind Zigaretten in Slowenien, Tschechien, Ungarn und der Slowakei um rund 1,50 Euro pro Packung billiger, obwohl Slowenien (seit Juli 2007) und Tschechien (ab 1.1. 2008) bereits die von der EU geforderte Mindest-Tabaksteuer von 65 Euro pro 1000 Stück einheben und deshalb die 25-Stück-Einfuhrgrenze fallen musste. Ab 1. Jänner 2009 erfüllen dann auch Ungarn und die Slowakei die EU-Anforderungen für den 800-Stück-Export.
Die nun geplante "Sprachregelung" könnte übrigens ausgerechnet in Kärnten, wo Umsatzrückgänge um bis zu 65 Prozent die Trafikanten zuerst auf die Barrikaden gebracht hatten, auf rechtliche Bedenken stoßen: Die slowenische Sprache ist dort als Amtssprache anerkannt, machte ein Jurist die "Wiener Zeitung" aufmerksam. Billige Zigaretten also zumindest für slowenisch sprechende Kärntner?