Unternehmen basteln gerne an ihren Fassaden. | Differenzierung von Billiganbietern ist aber sinnvoll. | Nur echte Leistung kann die Kunden auf Dauer überzeugen. | Genf. In der Markenführung wird gerne an Fassaden gewerkelt, statt die Substanz zu regenerieren. Was innen verschwächlicht wurde, wird mit Handgriffen kreativer Köpfe fluchs verschönlicht, vor allem in Richtung schön billig.
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Wirtschaftlicher Erfolg und Arbeitsplätze entstehen damit jedoch nicht. Sanierungsmaßnahmen am Außenputz ersetzen nicht die für einen Wirtschaftskörper lebenswichtigen Kernkräftigungen.
Im Gegenteil: Mit ihren oberflächlichen Schönheitsoperationen haben sich viele Unternehmen in die Krise geführt. Die dazu gesungenen Lieder haben überall den gleich Text: Qualität ist überflüssiger Mehrwert und es gibt sie zu viel günstigerem Preis! Der durch böse Erfahrungen geschärfte Sparsinn der Bevölkerungen schenkt den lockenden Schalmeien nur all zu gerne Gehör und Glauben - beginnt aber langsam zu verstehen, dass eben diese Unternehmenspolitik wirtschaftliche und soziale Substanz zerstört.
Wohlstand definiert sich nicht nur an der absoluten Kaufkraft der Bevölkerung, sondern auch an Parametern wie hoher Beschäftigungsstand, Umweltqualität, soziale Sicherung, Schaffensfreude oder Verlässlichkeit zwischen den Generationen.
Dies alles in einer Volksgemeinschaft sicher zu stellen kostet Geld! Geld, das Bewegungen à la "Geiz-ist-geil" einer Volkswirtschaft nicht zuführen können. Die Zwischenbilanz der Lebenslüge, beste Qualität sei zu günstigsten Preisen haben, ist jedoch irreführend und wirtschaftlich verheerend.
Die stolze Geschichte fortsetzen wollen
Unsere Wirtschaft braucht keine weiteren Verschönerungen, sondern ernsthafte Beschäftigung mit den eigenen Leistungwerten und dem, was durch eine große Geschichte aufgebaut wurde. Statt Kostensenkungsprogrammen und austauschbaren Werbeschönheiten sollte der Wille zu firmenspezifischer Qualität und aktueller Leistung wieder in den Vordergrund der Bestrebungen rücken. Denn wer überlegene Leistungen garantiert, kann zum Billigheimer auf Abstand gehen. Erst recht dann, wenn er jede Gelegenheit nutzt, die eigene Leistungsklasse herauszustellen. Chancen liegen in der kraftvoll aufgebauten Differenz, nie in der Gleichschaltung. Diese durchzusetzen ist jedoch Aufgabe des Unternehmensführers. Fassaden kann jeder imitieren - solide Bausubstanz nur ernsthaft arbeitende Qualitätsunternehmen, die sich auch ihrer Verantwortung für die eigene Belegschaft und die eigenen Kinder bewusst sind. Sicher ist das globalisierte Wettbewerbsumfeld kein leichtes. Dennoch bieten sich, wie viele positive Beispiele aus unterschiedlichsten Branchen beweisen, auch für europäische Hersteller enorme Potenziale.
Eben deshalb, weil es vielen Billiganbietern an dieser langjährig aufgebauten Leistungssubstanz fehlt und sie sich deshalb auf die Fassade und den Preis als dominierende Wettbewerbsargumente konzentrieren müssen, muss ein Qualitätsunternehmen zwingend auf diese seine ganz andere Leistungsklasse verweisen. Am Ende setzen sich allein die bessere Leistung und die dauerhaft verlässliche Qualität durch - auch und erst recht im globalen Verdrängungsmarkt.
Wahre Schönheit kommt von innen
Äußerliche Attraktivität ist stets Ergebnis dieser Leistungssubstanz und nicht Selbstzweck. Wie sagt doch der Volksmund: Wahre Schönheit kommt von innen. Sie strahlt aus und zieht an. Wen? Freiwillige Zahlungsgemeinschaften, wie die Kundschaft.
Der Autor ist der Managing
Director des Instituts für
Markentechnik Genf.