Qualität setzt sich durch. In Bezug auf den Eurovision-Song-Contest klang dieser Satz in den letzten Jahren wie blanker Hohn. Nationales Sympathie-Ranking und seichter Euro-Ethno-Pop, vorgetragen von stereotyp gestylten | Wesen, dominierten.
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Jetzt hat sich überraschend Qualität durchgesetzt. Denn mit der Deutschen Lena Meyer-Landrut hat definitiv die beste Teilnehmerin gewonnen ( Seite 19) . Daran konnte auch die skurrile Nachbarschafts-Freundschafts-Punktevergabe einiger Länder nichts ändern. Ein junges Mädchen im schwarzen Kleid sang selbstbewusst flapsig, ohne klischeehafte Choreographie, in bestechend koketter Unbekümmertheit ein Lied über die Liebe. Dass ihr Hit "Satellite" in stark ausgeprägtem britischem Akzent daherkommt, unterscheidet sie angenehm von all den banalen Englisch-Ergüssen. Denn dass kaum noch ein Land in der Nationalsprache singt, trägt nicht zur Niveausteigerung bei: Die Texte erweisen sich als erschreckend sinnfrei. Wahrscheinlich kommt der ganze Bewerb mit 150 Wörtern aus. Da wäre Unwissenheit ein Segen.
Deutschland ist seit Samstag im Lena-Fieber. Das Musikland Österreich nimmt seit Jahren nicht mehr teil am Bewerb. Das hat uns wahrscheinlich die eine oder andere Blamage erspart. Aber auch die Chance, mit Qualität zu punkten. Denn überrascht werden kann nur, wer teilnimmt.