Der Wiener Aktienmarkt macht den Investoren derzeit viel Freude. Er bietet wesentlich mehr Fantasie als die internationalen Börsenplätze, was durch die Kursentwicklung der vergangenen Woche eindrucksvoll unter Beweis gestellt wurde.
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Trotz der generellen Verunsicherung der Investoren wegen des immer wahrscheinlicher werdenden US-Militärschlags gegen den Irak verzeichnete der Leitindex ATX vor allem gegen Wochenschluss einen Höhenflug und markierte am Freitag mehrmals neue Jahreshöchststände. Wien entwickelte sich damit, sehr zur Freude heimischer und internationaler Anleger, konträr zu den wichtigen internationalen Aktienmärkten, die vielfach sogar unter das Niveau vom Jahresschluss 2002 gefallen sind. Die Wiener Börse profitiert vor allem von der viel zitierten Ostfantasie einer Reihe österreichischer Unternehmen im Zusammenhang mit den EU-Beitrittsländern, der nach wie vor relativ günstigen Bewertung gegenüber anderen Märkten und von der prämienbegünstigten Pensionsvorsorge, wofür die Anbieter zunehmendes Interesse orten. Im Mittelpunkt des Geschehens standen diesmal die Aktien der Getränkeholding BBAG und ihrer Biergruppe Brau-Union. Der Konzern will sich für Partnerschaften öffnen und plant auch eine Vereinfachung der komplizierten Konzernstruktur.
Der Wiener Leitindex ATX, der mit 1.191,22 Zählern einen neuen Jahreshöchststand markierte, schloss die Woche mit 1.187,79 Punkten um 2,1% über den Stand der Vorwoche. Seit Jahresbeginn beträgt das Plus damit 3,3 %. Der WBI als Indikator für den Gesamtmarkt stieg im Wochenabstand um 1,96% und erreichte mit 494,19 Punkten ebenfalls ein neues Jahreshoch. Dagegen büßte der Dow Jones Euro Stoxx 50, der die 50 Blue Chips des Euroraumes abbildet, mehr als 6% ein. Der deutsche DAX fiel um nahezu 7% und der FTSE 100 der Londoner Börse um über 5 %.
Im prime market waren BBAG mit einem Plus von 19% und Brau-Union mit einem Anstieg von 15,9% die Gewinner der Woche. Große Beachtung fanden auch Generali Holding Vienna (+ 7,2 %), die vorübergehend kräftig angestiegen sind, in der Folge aber einen Teil ihrer Gewinne wieder abgaben. Der Grund für den Anstieg war die Aussage von der Triester Konzernmutter, wonach ein Aufkauf der in Streubesitz befindlichen Aktien der Österreich-Tochter angedacht sei. Allerdings sind derzeit noch keine konkreten Schritte vorgesehen. Gut in Szene setzen konnten sich auch Feratel (+ 4,8 %), Böhler-Uddeholm und Wienerberger (jeweils + 4,6 %), Austrian Airlines (+ 3,8 %) und OMV (+ 3 %). Der Öl- und Erdgaskonzern profitierte von der bekanntgegebenen Akquisition des internationalen E&P-Geschäftes der Preussag, was auch Analysten dazu veranlasste, die Gewinnschätzungen für OMV anzuheben. Freundlich waren auch das Indexschwergewicht Erste Bank sowie Rosenbauer und voestalpine. Die wenigen Verlierer wurden von JoWooD (- 6,5 %) angeführt. Palfinger, die von einem fast 40 %igen Rückgang des operativen Ergebnisses (EBIT) 2002 berichteten, schwächten sich um 4,6 % ab.
Bei den im standard market zu fortlaufenden Kursen gehaneten Papieren setzten SW Umwelttechnik (+2,5%) ihren Höhenflug fort - seit Jahresbeginn ist das ein Plus von 13,3%.
Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift bankundbörse