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Wäre die Uefa eine natürliche und keine juristische Person, man würde buchstäblich nicht in ihrer Haut stecken wollen. Am Donnerstag hat sie - oder besser: ihre Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkammer - einen äußerst heiklen Fall zu behandeln. Nachdem es vergangenen Dienstag im EM-Qualifikationsspiel zwischen Serbien und Albanien wegen einer plötzlich im Stadion erschienen Drohne samt einer Flagge eines imaginären Großalbaniens zum Eklat und letztlich zum Spielabbruch gekommen ist, müssen nun die Sanktionen und Konsequenzen festgelegt werden. Ermittelt wird gegen beide Verbände: den serbischen, weil er als Gastgeber offenbar nicht die nötigen Ordnungs- und Sicherheitsmaßnahmen ergriffen hatte, gegen den albanischen, weil dessen Spieler angeblich auf die Konkurrenten losgegangen sein und - wohl aus Angst um die Sicherheit, nachdem serbische Fans den Rasen gestürmt hatten - sich letztlich geweigert haben sollen, weiterzuspielen. Zu klären wäre freilich auch noch, wer das Flugobjekt ins Stadion gelenkt hat, doch das ist Sache der Behörden. Dennoch darf die Uefa die politische Dimension des Vorfalls nicht außer Acht lassen. Denn dass er ethnisch motivierte Gewalt in vielen Städten der Region, aber auch beispielsweise Ausschreitungen in Wien und eine Verschiebung des als historisch betrachteten Besuchs des albanischen Regierungschefs Edi Rama in Belgrad nach sich zog, zeigt, dass auch der Fußball und seine Verbände sich nicht seiner Verantwortung entziehen können. Warum etwa hat die Uefa bei der Auslosung nicht verhindert, dass die Mannschaften der beiden Länder in einer Gruppe spielen - wenn doch der Ausschluss von Gästefans schon nahelegte, dass man mit Problemen gerechnet haben muss. Das ewige Dogma vom Sport, der nichts mit Politik zu tun habe, hat sich wieder einmal als naiv erwiesen. Es mag schwierig sein, mit dieser Verantwortung umzugehen. Stellen wird man sich ihr aber irgendwann müssen. Sanktionen alleine reichen dabei nicht.