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Nussbeugerl-Musik

Von Reinhold Aumaier

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Powidltatschkerln, so hat Heinz Conrads einst gesungen, kommen aus der schenen Tschechoslowakei. Die herrlich geformten, braun glänzenden Nussbeugerln aber, so hat's einmal eine TV-Dokumentation gezeigt, sind eine Spezialität aus der Slowakei. Die Welt wird kleiner, muss aus diesen und jenen Gründen enger zusammenrücken. Manchmal treibt der Lauf der Geschichte auch andersherum sein Spiel.

Das Auseinanderdividieren von Tschechen und Slowaken vor bald neun Jahren sei ein Spiel der Politiker gewesen, fast zwei Drittel der Bevölkerung seien dagegen gewesen; es wurde wohl getrennt, was nicht auseinander gehört. Selbst die Familie von Vaclav Havel kam damals zum ausgrenzenden Handkuss. Diese schmerzhaft nachwirkenden Fakten und viele Einzelheiten mehr bekam man am Mittwochabend in den "Dimensionen" auf Österreich 1 zu Gehör. In einer guten halben Radiostunde wurde allerlei Wissenswertes über das noch immer nach seiner Identität suchende sowie stark in die EU drängende Land direkt an unserer Seite aufgetischt. Der von Wolfgang Slapansky gestaltete Beitrag bot Radio mit allen seinen Stärken.

Auch Susanna Niedermayr und Christian Scheib haben sich bemüht, aus der aktuellen Musik der Slowakei das Hörenswerte herauszufiltern. Doch erst nach 20 Minuten erklang in "Zeit-Ton" auf Ö1 etwas, das zum genaueren Lauschangriff verlockte. Man hörte in Wort und Ton, wie schwer es die zeitgenössischen Musiker dort haben, der Beeinflussung durch den Rest der (Klang-)Welt zu widerstehen und so etwas wie einen ureigenen, Identität stiftenden Ton zu finden. Die Nussbeugerl-Musik braucht Zeit . . .