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Nutzungsstreit mit dem Universum

Von Judith Belfkih

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Wem gehören die Farben? Darf ein einzelner Mensch eine Farbe besitzen? Das Exklusivrecht auf Vantablack, ein extrem schwarzes Schwarz, hat sich zumindest der britische Bildhauer Anish Kapoor gesichert. Er hat damit einen veritablen Streit in der Welt der Kunst ausgelöst. Andere Künstler wollen ebenfalls damit arbeiten.

Vantablack wurde für den militärischen Bereich entwickelt. Das Pigment, das 99,96 Prozent des Lichtes absorbiert, macht etwa Tarnkappenbomber für das Radar unsichtbar. Das wird es auch weiterhin, Kapoor besitzt nur das künstlerische Nutzungsrecht. Kasimir Malewitsch erblasst wohl posthum vor Neid angesichts der ungeahnten Möglichkeiten für sein "Schwarzes Quadrat".

Ein mit Vantablack beschichteter Gegenstand verliert Forschern zufolge alle erkennbaren Formeigenschaften. Es ist, als würde man in ein Loch starren, als wäre da nichts. Damit kann Kapoor unendlich viele Schwarze Löcher bildhauern. Hoffentlich verschluckt ihn keines davon.

Ein reales Schwarzes Loch zu studieren, davon träumen Astronomen nach wie vor. Sie haben jetzt immerhin die fernste Galaxie entdeckt. Das Licht dieser Sterneninsel hat 13,4 Milliarden Lichtjahre bis zur Erde gebraucht. Ob es diese Galaxie heute noch gibt? Oder ob sie von einem gigantischen Schwarzen Loch verschluckt wurde? Wir werden es in 13,4 Milliarden Jahren wissen. Bis dahin relativiert sich die Debatte um die Nutzung des Vantablack. Auf das schwärzeste Schwarz, das nicht nur alles Licht, sondern auch alle Materie verschluckt, darauf hat immer noch das Universum das uneingeschränkte Nutzungsrecht.