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Was war das Radio in grauer Vorzeit, als es nur ein bissi TV und keine Handys gab? Genau: Die schnellste Verbindung von der Heimat in die Fremde. An Samstagen, als die Welt der Fußballtermine noch in Ordnung war, zum Beispiel von den eigenen vier Wänden hinaus in die Stadien nah und fern. Man erfuhr umgehend von den Ereignissen, war, wenn "Gott Zufall" es wollte, bei manchen Toren live dabei. Tempi passati.
Aktuelles Beispiel für den Niedergang dieses guten Stücks Radiokultur gefällig? Samstag, 28. Oktober 2000, l6.l4 Uhr. Der ORF-Text - mittlerweile die so ziemlich einzige Info-Quelle, die wirklich auf zack ist - meldet soeben das 2:0 für Salzburg gegen die Wiener Austria. Zirka eine Minute später wird der Torschütze nachgeliefert. Aus einem Impuls heraus knipse ich das Radio an. Wähle - einmal im Monat muss man einfach eine Stichprobe machen beim Sender mit der großen Klappe und fast nichts dahinter - Ö3 . . . und erfahre drei Minuten nach dem gefallenen 2:0 aus Moderatorenmund, dass es in Salzburg immer noch 1:0 stehe. Die Neugier ist angestachelt. Ich bleibe dran, erdulde den ödesten Pop-Ramsch und einen gewaltigen Werbeblock, bis . . . um 16.33 Uhr gnädigerweise das 2:0 gemeldet wird.
Es gibt zwei Möglichkeiten für dieses rotzfreche, den Hörer für blöd verkaufende Gehabe. Entweder die Komikertruppe ist zu ignorant, um wenigstens den ORF-Text zu benutzen, oder die Reporter dürfen nur dann ihr Meldungsbatzerl abgeben, wenn gerade kein "Hit" oder Werbeblock läuft.
In beiden Fällen ist es nicht nur kein Dienst am Kunden, sondern Etikettenschwindel und Pflanzerei. Deshalb im Rahmen der kleinen Serie "Krampus Orange" - die erste Rute: ins Fenster gestellt von Ö3.