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OAU leitet ihre Umwandlung in "Afrikanische Union" ein

Von Ralf E. Krüger

Politik

Lusaka - Die 1963 ins Leben gerufene Organisation der Afrikanischen Einheit (OAU), die fast eine halbe Milliarde Menschen repräsentiert, will auf ihrer 37. und letzten Gipfelkonferenz, die am Montag in Lusaka, der Hauptstadt von Sambia, begann, den Weg für den Übergang zur "Afrikanischen Union" ebnen. Die Repräsentanten der 53 OAU-Staaten wollen die künftige Ausrichtung der neuen kontinentalen Kooperation in Afrika erörtern.


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Mit eigenem Parlament und Gerichtshof sowie eigener Zentralbank soll die neue Afrikanische Union (AU) nach dem Vorbild der EU die Zusammenarbeit vom Mittelmeer bis zum Kap der Guten Hoffnung neu ordnen. Die Ende Mai in Kraft getretene dynamischere Struktur soll dem hoch verschuldeten Kontinent neues Leben einhauchen und ihm auch den Anschluss an die Weltwirtschaft erleichtern.

Die OAU war nicht nur finanziell am Rande des Bankrotts; sie krankte auch an einem weiteren Problem: Viele Mitglieder hielten sich nicht an die nicht bindenden Mehrheitsbeschlüsse. Die OAU war so zunehmend zu einem ineffizienten Diskussionsorgan geworden, das weit von den erhofften "Vereinigten Staaten von Afrika" der Gründerväter entfernt war.

Der Traum eines panafrikanischen Staatengebildes, den nach der Unabhängigkeit die führenden Politiker wie der Ghanese Kwame Nkrumah geträumt hatten, blieb unerfüllt. Die Vision tauchte in regelmäßigen Abständen zwar immer wieder auf, doch die politische, soziale und kulturelle Erneuerung des Kontinents, wie sie Südafrikas Präsident Thabo Mbeki mit seiner "Afrikanischen Renaissance" vorschwebt, blieb aus.

Nun soll auf Initiative des libyschen Revolutionsführers Muammar Gaddafi aus der Asche der OAU die neue Afrikanische Union wie ein strahlender Phönix erstehen und zum Höhenflug ansetzen. Sie war im März auf einem Sondergipfel der OAU in Libyen beschlossen worden, nachdem im Vorjahr bereits in der togolesischen Hauptstadt Lome' das Gründungsdokument verabschiedet worden war. Die Gründungsurkunde muss noch von Ägypten, Kamerun, Kenia, den beiden Kongo-Staaten - Demokratische Republik Kongo (Ex-Zaire) und Republik Kongo (-Brazzaville) - sowie Madagaskar und Swaziland ratifiziert werden. 46 Mitgliedsstaaten haben den Schritt bereits vollzogen oder stehen davor.

Bevor die OAU jedoch völlig von der Afrikanischen Union absorbiert wird, gilt es noch, eine wichtige Frage zu klären: Wer soll das alles bezahlen? Denn schon die OAU mit ihrem Jahresbudget von 29 Millionen Dollar krankte an der schlechten Zahlungsmoral ihrer Mitglieder. Der scheidende OAU-Generalsekretär Salim Ahmed Salim (Tansania) warnte daher bereits vor düsteren Finanzperspektiven. Beim Kassensturz im Vorfeld des Neugründungsgipfels von Lusaka stellte er fest, dass die Mitglieder der OAU noch immer exakt 47 547 870 Dollar an Beiträgen schulden.