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Obacht vor 50-Jahr-Feiern

Von Hermann Sileitsch

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Fatal, wie sich die Ereignisse gleichen. Am 30. März 2008 feierte die AUA ein rauschendes Fest. Im Überschwang der 50-Jahr-Feiern ließ sich AUA-Chef Alfred Ötsch zur Fehleinschätzung des Jahrzehnts hinreißen: "Die AUA ist saniert." Vier Monate später wurde der Notverkauf eingeleitet.


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Am 2. Oktober 2008 zelebrierte die Kommunalkredit den 50. Jahrestag ihrer Gründung. Drei Monate später musste die Bank verstaatlicht werden.

Noch bitterer meint es das Schicksal nun mit Quelle Österreich: Am 15. Jänner 2009 lud deren Chef Wolfgang Binder zu einer Pressekonferenz. Der Anlass - die Österreich-Tochter des deutschen Versandhändlers war soeben 50 Jahre alt geworden - sollte just bei einem Rundflug gewürdigt werden (pilotiert allerdings von Niki Lauda). Binders Botschaft: "Wir blicken von Oktober 2007 bis September 2008 auf das erfolgreichste Geschäftsjahr in unserer Geschichte zurück."

Wie sollen das die gut 1000 Quelle-Beschäftigten in Linz verstehen, die teils seit Jahrzehnten im Unternehmen arbeiten und ihren Job nun wohl verlieren? Zwischen AUA, Kommunalkredit und Quelle gibt es allerdings einen Unterschied. Egal wie erfolgreich die Austro-Tochter des Versandhändlers gewirtschaftet hätte: Sie hatte keine Chance. Das Schicksal des Standortes Linz war mit der Insolvenz der deutschen Mutter praktisch besiegelt.

Zu eng sind im Versandhandel die Bande zwischen dem Konzern und den Ländergesellschaften: Die weltweite Beschaffung von zigtausenden Produkten. Die erforderliche Einkaufsmacht, um günstige Preise zu verhandeln. Die nötige Liquidität. Das Erstellen, Drucken und Ausliefern der schweren Kataloge. Die aufwändige Lagerhaltung und Logistik - all das benötigt einen starken Konzernverbund im Hintergrund. Der Standort Österreich wäre als Einzelkämpfer chancenlos gewesen, für die interessierten Investoren war die hierzulande gebündelte Infrastruktur indes zu groß. Quelle-Konkurrent Otto hat nüchtern gerechnet - und schließlich den Daumen über Quelle Österreich gesenkt. Die Hamburger konzentrieren sich lieber auf Russland, wo ungleich größeres Kundenpotenzial lauert.