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Obama auf der Erfolgswelle - Kampf um das Weiße Haus ist dennoch offen

Von Michael Schmölzer

Politik

Schlechte Konjunktur und hohe Arbeitslosigkeit könnten Demokraten zu Fall bringen. | Washington/Wien. Allmählich kommt das Rennen um das Weiße Haus 2012 in Gang - und Barack Obama kann sich Hoffnungen auf eine weitere Amtszeit machen. Derzeit stehen die Dinge für den Präsidenten besser denn je.


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Immerhin war er es, der Osama bin Laden zur Strecke brachte, jenen Bösewicht der Nation, den Amtsvorgänger George W. Bush - oft und gerne als Cowboy karikiert - erfolglos jagte. In der Stunde des großen Triumphes waren die US-Medien sicher, dass Obama auch der Sieg bei den Wahlen im November 2012 nicht mehr zu nehmen ist. "Yes we can", der alte Schlachtruf, der zuerst leister geworden und dann gänzlich verstummt war, ist wieder zu hören. Menschen versammelten sich jubelnd vor dem Weißen Haus, 9/11, das dunkelste Kapitel in der neueren US-Geschichte, ist für viele erst jetzt abgeschlossen. Der bärtige Schurke wurde gefasst und getötet, dem Gerechtigkeitsempfinden der US-Amerikaner wurde Genüge getan. Obamas außenpolitisches Konzept ist aufgegangen. Nicht im Irak sondern am Hindukusch sitzt der, der für 9/11 verantwortlich ist, predigte Obama, dort müssten die USA ihre Kräfte konzentrieren.

Allerdings ist der Wahltag noch in weiter Ferne und es stellt sich Frage, ob die Welle des Erfolgs den amtierenden US-Präsidenten lange trägt. Mittlerweile geben politische Beobachter zu bedenken, dass der tödliche Schlag gegen Bin Laden im November 2012 längst verblasst sein könnte. Die US-Wähler sind dafür bekannt, dass sie kein gutes Gedächtnis haben. Missstände werden hier immer dem amtierenden Präsidenten angelastet - auch dann, wenn er ganz offensichtlich nicht die Schuld trägt. Was am Beispiel der überbordenden Staatsschulden zu beobachten ist. Die wurden zu einem großen Teil von Ex-Präsident George W. Bush angehäuft, angelastet werden sie Obama.

Mittlerweile ist auch die "New York Times" vorsichtiger geworden und gibt zu bedenken, dass Obama im entscheidenden Augenblick nicht nach seinen außenpolitischen Erfolgen sondern dem wirtschaftlichen Zustand der USA beurteilt werden wird. Was den Wähler bewegt seien hohe Arbeitslosigkeit und hohe Spritpreise. In den USA erinnert man sich jetzt daran, dass George Bush Senior im Wahljahr 1992 der soeben erfolgreich beendete erste Golfkrieg nichts genutzt hat. "Its the economy, stupid", war das Motto, als der Demokrat Bill Clinton scheinbar chancenlos gegen Bush in den Ring stieg. Immerhin konnten die republikanischen Wahlstrategen Bush als den Präsidenten verkaufen, der den Kalten Krieg beendet hat. Der Zusammenbruch des Kommunismus fiel in seine Amtszeit. Das "Ende der Geschichte" wurde damals proklamiert, dem Siegeszug des Kapitalismus schien nichts mehr im Wege zu stehen. Doch gerade der freie Markt schlug Bush ein Schnippchen: Die USA befanden sich in einer Rezession, der Republikaner ging zu wenig auf die wirtschaftlichen Herausforderungen ein - und verlor.

In diesem Licht besehen hat Barack Obama weit weniger gute Karten. Die Arbeitslosigkeit ist mit über acht Prozent hoch, das Land in der schwersten Wirtschaftskrise seit den 80er-Jahren und die Staatsschulden nehmen gefährliche Ausmaße an. Dazu kommt, dass die US-Amerikaner von vorneherein feststehende Sieger nicht besonders mögen. Sie schätzen es, wenn sich ein Außenseiter mit Mut und vollem Einsatz nach oben kämpft. Hier könnte Obama der Umstand retten, dass die Republikaner mit einem Personalproblem zu kämpfen haben - ein Gegner mit Charisma ist noch nicht in Sicht.