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Bei Japans Premier Hatoyama wird Streitfall Okinawa wohl ausgeklammert. | Tokio. Zum Auftakt seiner ersten Asienreise trifft US-Präsident Barack Obama am Freitag den japanischen Premierminister Yukio Hatoyama. Beide Politiker haben viel gemeinsam: Sie kamen durch Erdrutschsiege ins Amt, gestalten die Politik um und gelten als eher friedliebend. Das gegenseitige Verständnis ist groß: Hatoyama studierte in den USA, Obama hat asiatische Wurzeln. Trotzdem kam es im Vorfeld ihres Gipfeltreffens zu schrillen Tönen.
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Zankapfel ist ein Abkommen über die Verlegung der US-Militärbasis Futenma auf der japanischen Insel Okinawa. Damit verbunden ist der für 2014 geplante Abzug von 8000 Marine-Infanteristen nach Guam, für den Japan sechs Milliarden Dollar zahlt.
Hatoyama möchte die 2006 geschlossene Vereinbarung neu verhandeln, weil Okinawa unter der US-Truppenpräsenz stark leidet. Das Außen- und das Verteidigungsministerium sollen eine alternative Lösung ausarbeiten. Daraufhin drängten Ende Oktober US-Verteidigungsminister Robert Gates und Generalstabschef Michael Mullen in Tokio persönlich auf die rasche Umsetzung des Abkommens.
Der umstrittene Flughafen liegt im Zentrum der Stadt Ginowan. Hubschrauber dröhnen unentwegt im Tiefflug über Kindergärten und Krankenhäuser. Vor fünf Jahren stürzte eine Maschine auf dem Gelände einer Universität ab. "Der Stützpunkt muss sofort geschlossen werden", fordert Bürgermeister Yoichi Iha.
Beruhigende Worte
Aber zu seinem Leidwesen sieht das Abkommen die Schließung erst vor, nachdem beim US-Camp Schwab weiter nördlich ein neuer Flughafen ins Meer gebaut ist. Doch die japanischen Anwohner des Camps lehnen den Neubau ab - zu viel Fluglärm, zu viel Umweltzerstörung. Vergangenes Wochenende demonstrierten Zehntausende dafür, dass der Flughafen ganz aus Okinawa verschwindet.
Ein historisches Trauma verstärkt den Widerstand: Okinawa war das einzige Stück japanisches Land, auf dem Amerikaner und Japaner im Weltkrieg gegeneinander kämpften. In fast jeder Familie gibt es Kriegsopfer. "Wir werden nicht aufgeben, bis die Amerikaner unser Land zurückgeben", verspricht der Demonstrant Tomita Shin verbittert.
Angesichts der starken Emotionen haben die beiden Regierungschefs schnell Öl auf die Wogen gegossen. Hatoyama will sich bis nächsten Sommer Zeit für eine Entscheidung lassen. "Wir müssen uns nicht beeilen", sagte er. Obama erklärte in einem TV-Interview, die Überprüfung sei angemessen. "Ich bin überzeugt, dass die Regierung zu dem Schluss kommt, dass die Abmachung den Interessen von Japan dient", fügte er milde hinzu. Beim Gipfeltreffen bleibt die Streitfrage ausgeklammert.
Lieber konzentriert man sich auf den Klimaschutz, Nordkoreas Atomprogramm und Afghanistan. Auch hier ist Japan zum Ärger der USA auf einen neuen Kurs geschwenkt. Japans Marine stellt im Jänner die Betankung von US-Kriegsschiffen im Indischen Ozean nach acht Jahren ein. Zivile Hilfe passe besser zu Japan, meint Hatoyama. Nun stockt Japan seine Afghanistan-Hilfe um fünf auf knapp sieben Milliarden Dollar auf, um den transatlantischen Partner bei Laune zu halten.